Filmreife Aktion

So lief der Agenten-Tausch in Wien

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Es kam wie in ÖSTERREICH vorab berichtet: In einer geheimen Kommando-Aktion wurden gestern in Wien 14 Agenten zwischen USA und Russland ausgetauscht.

Szene wie bei einem Agenten-Thriller. Der erste Agenten-Austausch seit 24 Jahren. Vor unser aller Augen. In Wien. Auf dem Wiener Flughafen in Schwechat wurde Super-Spionin Anna Chapman, 28, und neun ihrer in den USA enttarnten Kollegen an die Russen übergeben. Gegen vier West-Spione aus Moskau. Der Austausch lief genau so ab, wie ÖSTERREICH es in der Freitag- Ausgabe beschrieben hat.

Flughafen Schwechat, Freitag 11.15 Uhr. Spannung pur. Ein Polizeihubschrauber kreist über dem Ostteil des Airports. Dann schwebt eine russische Maschine ein, eine Yakovlev-Yak 42, weiß, russisches Hoheitszeichen. An Bord:

  • Der Atomphysiker Igor Sutjagin, 45. 2004 wurde er zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Unterlagen zur russischen Raketenabwehr weitergegeben haben soll.
  • Der frühere russische Militäroberst Sergej Skripal. 2006 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Er hat für England spioniert.
  • Dazu die früheren russischen Geheimdienstmitarbeiter Alexander Saporoschski und Gennadi Wasilenko. Sowie knapp ein Dutzend schwer bewaffnete russische Geheimdienstmänner – für alle Eventualitäten gerüstet.

Per schwarzen Van in den abgeschirmten Gastraum
Die russische Maschine kommt aus Moskau. Kurz vor dem Abflug des Jets sind die West-Spione aus dem Lefortowo-Gefängnis in Moskau abgeholt worden. Der Jet parkt direkt vor dem noch nicht fertig gebauten Sky-Link im Osten des Flughafens. Etwa 30 Meter vom Hauptgebäude entfernt. In der prallen Sonne.

Ein schwarzer Mini-Van rast zu der Maschine. Hält. Vier Männer steigen aus. Eine Rolltreppe wird herangefahren. Die Türen des Jets bleiben vorerst zu.

Wenige Minuten nach der russischen Yakovlev landet eine US-Boeing 767-200 der Vision Airlines. Sie kommt aus New York. Die heiße Fracht der Boeing: Anna Chapman, 28, die rot-haarige Superspionin, genannt 00Sex. Und neun weitere, vor elf Tagen in den USA enttarnte Spione:

„Richard Murphy“ und „Canthia Murpy“, die eigentlich Wladimir Gurjew und Lydia Gurjew heißen. „Donald Howard Heathfield“ und „Tracey Lee Ann Foley“, alias Andrej Bezrukow und Elena Wawilowa. „Juan Lazaro“, alias Michail Wassenkow. „Michael Zottoli“ und Patricia Mills“, alias Michail Kusik und Natalia Perewersewa sowie Michail Semenko und die Peruanerin Vickey Pelaez. Die zehn Spione aus den USA standen zwölf Stunden zuvor noch in New York vor Gericht. Alle bekannten sich für schuldig. Dürfen nie mehr in die USA reisen. Erst durch die Blitz-Verhandlung wurde der Austausch möglich.

Der Schwur der Spione vor österreichischen Zeugen
Beide Flugzeuge stehen nur wenige Meter voneinander entfernt. Der Agenten-Krimi von Wien beginnt. Auch an die US-Boeing wird eine Rolltreppe herangerollt. Dann steigen zuerst etwa ein Dutzend Männer aus der Boeing. Security-Beamte, die die heiße Fracht zu bewachen haben.

Kurz danach eine zweite Gruppe. Die Spione. Beide Gruppen – sowohl die aus der US-Maschine als auch jene aus dem Moskau-Jet – werden in schwarze Vans verfrachtet. Die Wagen bringen die Agenten in einen, von österreichischen Sicherheitsbeamten abgeriegelten Sonder-Transitraum. Exterritoriale Zone.

Die Spione erklären dort vor mehreren österreichischen Zeugen, dass der Austausch freiwillig erfolge. Auch Igor Sutjagin, 45, der Atomphysiker, gibt diese Erklärung ab. Erst als diese diplomatische Prozedur zwischen Russland und den USA vor österreichischen Zeugen abgeschlossen ist, werden die Agenten zuerst in die Vans und dann zu den Jets zurückgebracht.

Nach einer Stunde und 20 Minuten ist der Agententhriller von Wien vorbei. Zuerst hebt die russische Yak ab. Um 12.35 wirft die US-Boeing die Turbinen an. Die Amerikaner fliegen nach England, die Agenten-Maschine landet kurz vor 16 Uhr auf dem britischen Militärflughafen Brice Norton RAF, in Oxfordshire.

Anna Chapman und Co. sind am Abend in Moskau. Der Kalte Krieg ist vorbei – vorerst ...

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