Das Protokoll

So lief die Papst-Wahl ab

13.03.2013

Das Protokoll des Kurz-Konklaves. Wie Franziskus I. gewählt wurde.

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Zuerst war es eine Hängepartie. Nach dem insgesamt vierten Wahlgang stieg kein Rauch auf. Alle rechneten schon damit, dass dieses Konklave länger dauern könnte, der Papst-Krimi nicht so schnell entschieden sein würde. Dann aber ging alles ganz rasch.

Die Papstwahl wurde zu einem der schnellsten Konklaven in der Kirchengeschichte, aber auch zum überraschendsten: Kein Experte hatte den Erzbischof von Buenos Aires auf dem Favoritenzettel.

Begonnen hat das Konklave am Dienstag um 16.30 Uhr. Bereits am Vorabend sind die 115 Kardinäle ins Hospiz Santa Marta unweit der Sixtinischen Kapelle gezogen. Zeit genug, um Absprachen zu treffen, das Anforderungsprofil für den neuen Pontifex zu schärfen und den Kandidaten dafür zu suchen, der diese Anforderungen erfüllen kann.

Rasch tauchten die ersten Namen von Favoriten auf: Mailands Bischof Angelo Scola (71) lag bei allen Buchmachern immer ganz weit vorne. Doch auch Odilo Scherer, charismatischer Erzbischof von Sao Paulo, wurde oft genannt, als Zeichen des Aufbruchs in der Kirche.

Wiens Kardinal Christoph Schönborn lag ebenfalls im engsten Favoritenkreis. Doch schon nach den ersten Abstimmungen war klar, dass keiner der Favoriten die entscheidende Mehrheit bekommen kann. Scola galt vielen zu nahe an der Politik, der Brasilianer Scherer den meisten als zu konservativ.

Offensichtlich war den Kardinälen von Beginn an klar, dass der beste Kompromisskandidat bei einem Patt der Favoriten der Erzbischof von Buenos Aires sein würde. Zwar haben die Süd- und Nordamerikaner im Konklave „nur“ 36 Stimmen gegenüber 60 Stimmen aus Europa. Klar schien aber, dass die Mitgliedstaaten von Afrika, Ozeanien und Lateinamerika keinen neuen europäischen Papst mehr wollen. Sie wollten die Wende im Vatikan, einen Papst aus der neuen Welt.

Am Vormittag waren sich die Kardinäle noch uneinig. Schwarzer Rauch zu Mittag. Aber bereits im fünften Wahlgang der Durchmarsch für den Papst aus Argentinien: Jorge Mario Bergoglio (76), ein Jesuit mit italienischen Familienwurzeln. Um 19.06 stieg weißer Rauch auf. Als Franziskus I. um 20.21 Uhr auf den Balkon trat, war die ganze Welt überrascht.
Bemerkenswert: Er galt schon 2005 als Favorit gegen Ratzinger. Damals lehnten die Kardinäle ab – die Kirche war zu einem Nicht-Europäer am Heiligen Stuhl noch nicht reif.

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