Spannungen
So reagiert Trump auf Nordkoreas Raketentest
29.04.2017
Der US-Präsident hat wiederholt vor einer Eskalation gewarnt.
Nordkorea hat trotz des Drucks aus den USA und China erneut eine Rakete getestet. Nach US-amerikanischen und südkoreanischen Angaben zerbrach sie am Samstag offenbar wenige Minuten nach dem Start. Damit würde es sich um den vierten Fehlschlag in Folge seit März handeln.
US-Präsident Donald Trump sprach in einer ersten Reaktion von einer Respektlosigkeit gegenüber China, dem einzigen großen Verbündeten des abgeschotteten Staates. Die Regierung in Peking nahm zu dem Test zunächst nicht Stellung, Japan und Südkorea verurteilten ihn. Kurz zuvor hatte sich der UNO-Sicherheitsrat mit den zunehmenden Spannungen auf der Halbinsel befasst. Diese haben in den vergangenen Wochen auch an den Märkten für Unruhe gesorgt.
Test fehlgeschlagen
Das südkoreanische Verteidigungsministerium erklärte, der Raketentest sei offenbar fehlgeschlagen. Das Geschoß sei nur "wenige Minuten" Richtung Nordosten geflogen. Das US-Militär teilte mit, die Rakete habe nordkoreanisches Gebiet nicht verlassen.
Nach Angaben aus US-Kreisen wurde die Rakete aus der Region nördlich der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert. Dabei habe es sich vermutlich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ KN-17 gehandelt. Dem südkoreanischen Militär zufolge erreichte das Geschoß eine Höhe von etwa 70 Kilometern und zerbrach dann. In US-Regierungskreisen hieß es, der Test der ballistischen Rakete sei eine Provokation, die vor der Wahl in Südkorea am 9. Mai erwartet worden sei.
Aus US-Kreisen verlautete weiter, die Regierung in Washington könnte nun weitere Kriegsschiffe und Kampfjets in die Region verlegen. Trump hatte wenige Stunden vor dem Test in einem Reuters-Interview gewarnt, es könne am Ende zu einem großen Konflikt mit Nordkorea kommen. Er hat einen Militärschlag nicht ausgeschlossen. Zuletzt hatte das Atom-U-Boot "Michigan" in Südkorea angelegt, nach US-Angaben hat der Marineverband um den Flugzeugträger "Carl Vinson" Kurs auf Korea genommen. Am Samstag kam der französische Hubschrauber-Träger "Mistral" zu Übungen in Japan an. An Bord befinden sich auch Hubschrauber aus Großbritannien.
Trump könnte zudem China erneut zu einem schärferen Vorgehen gegen Nordkorea drängen. Er erklärte auf Twitter, Nordkorea habe die Wünsche Chinas "und dessen hoch angesehenen Präsidenten" Xi Jinping nicht respektiert. "Schlecht!" Die Regierung in Peking hatte zuletzt vor einer Eskalation gewarnt und alle Beteiligten zu Zurückhaltung aufgefordert. Auch sie hat sich gegen Nordkoreas Atomprogramm ausgesprochen. Der südkoreanische Experte Kim Dong-yub von der Universität Kyungnam sagte am Samstag zu dem Test, möglicherweise hätten die nordkoreanischen Entwickler trotz der kurzen Flugzeit die gewünschten Daten erhalten und dann die Rakete selbst gesprengt, um China nicht weiter zu provozieren.
Weltweiter Protest
Auch Japan reagierte mit "heftigem Protest und Kritik" auf den Raketenabschuss, wie Regierungssprecher Yoshihide Suga nach einem Treffen der Sicherheitskabinetts in Tokio sagte.
Der UNO-Sicherheitsrat hat seit 2006 eine Serie von Resolutionen gegen Nordkorea erlassen und verurteilt regelmäßig dessen Atom- und Raketentests. Die Regierung in Pjöngjang treibt ungeachtet dessen die Entwicklung auf beiden Gebieten voran.
Nur wenige Stunden vor dem jüngsten Test hatte sich der UNO-Sicherheitsrat mit dem sich zuspitzenden Streit über das Atom-und Raketenprogramm Nordkoreas beschäftigt. Dabei erhöhten die USA den Druck auf Nordkoreas Verbündeten China, eine Abkehr Pjöngjangs von diesem Programm zu erzwingen. China habe "einen wirtschaftlichen Hebel auf Pjöngjang, der einzigartig ist", sagte US-Außenminister Rex Tillerson. Für einen erneuten Raketentest Pjöngjangs behielt sich Tillerson "alle Optionen" vor.
China und Russland warnten vor den verheerenden Konsequenzen eines militärischen Eingreifens. Der chinesische Außenminister Wang Yi sagte bei der Sitzung in New York, eine militärische Reaktion löse nicht das Problem und werde "nur zu größeren Katastrophen" führen. Verhandlungen seien die "einzig richtige Wahl".
Auch Moskau warnte eindringlich vor einem militärischen Eingreifen. "Rhetorik gepaart mit rücksichtslosen Muskelspielen" gegenüber Pjöngjang könnten "erschreckende Konsequenzen" haben, sagte der russische Vize-Außenminister Gennadi Gatilow vor dem UNO-Sicherheitsrat.
Erst vor knapp zwei Wochen hatte Nordkorea einen Raketentest unternommen, der aber nach Angaben der USA und Südkoreas ebenfalls scheiterte. Seit 2006 hat Nordkorea nach eigenen Angaben zudem fünf Atomwaffentests vorgenommen, davon zwei im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten.