25 Tote durch Coronavirus
So sieht der Todes-Virus aus
26.01.2020Analysen könnten bei Suche nach Übertragungsweg helfen.
Peking/Wuhan. Die Überträger des neuartigen Coronavirus könnten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge Fledermäuse oder Schlangen sein. Eine umfassende Analyse der Gensequenz des Virus 2019-nCoV und ihr Vergleich mit anderen Viren haben ergeben, dass Schlangen die wahrscheinlichsten Träger des Virus in freier Wildbahn seien, hieß es am Mittwoch im Fachblatt "Journal of Medical Virology".
Dieses Ergebnis müsse aber durch weitere experimentelle Studien überprüft werden, führten die Autoren der Studie aus. Bereits am Dienstag erschien im Fachmagazin "Science China Life Sciences" eine Studie, die nach Ähnlichkeiten des neuen Virus mit anderen Erregern suchte. Demnach besteht eine enge Beziehung zwischen dem in Wuhan auftretenden Erreger und einem in Fledermäusen auftretenden Virus.
Das chinesische "National Microbial Data Center" hat nun erstmals Bilder der Mikroskop-Untersuchung des tödlichen Krankheitserregers veröffentlicht. Und so sieht der Corona-Virus aus!
"Es wäre die logische und nahe liegendste Schlussfolgerung, dass Fledermäuse der natürlich Wirt des Wuhan-CoV sind, auch wenn es wahrscheinlich ist, dass es einen oder mehrere Zwischenwirte bei der Übertragungskaskade von Fledermäusen zu Menschen gab", schrieben die Autoren, die an verschiedenen Forschungsinstituten in China arbeiten. Darüber, welche Tiere Zwischenwirte sein könnten, stellten die Wissenschafter in dem Artikel keine Vermutungen an.
Die beiden Untersuchungen könnten den chinesischen Behörden bei der Suche nach dem Ursprung des neuartigen Coronavirus helfen. Als Ausgangspunkt gilt ein Tiermarkt in Wuhan, auf dem außer Meeresfrüchten auch exotische Wildtiere wie Füchse, Krokodile, Schlangen und Pfaue verkauft werden. In China wird eine Vielzahl an Wildtieren verspeist, viele gelten als Delikatesse. Der Coronavirus-Typ, der in den Jahren 2002/2003 die gefährliche Atemwegserkrankung SARS verursachte, ging von der Zibetkatze aus. An dem Erreger starben damals 774 Menschen, die meisten in Festland-China und Hongkong.
Das gefährliche exotische Angebot des Huanan-Markts
Die Chinesen rühmen sich, "alles zu essen, was vier Beine hat, außer Tischen, alles, was schwimmt, außer Schiffen, und alles, was fliegt, außer Flugzeugen". Der Huanan-Markt in der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan erfüllte auch die exotischsten Kundenwünsche. Von dort breitete sich offenbar das neuartige Coronavirus aus, an dem bisher 17 Menschen starben.
Die ersten Infizierten im Dezember waren Händler, seither ist der Markt geschlossen. "Huanan-Markt für Meeresfrüchte" lautet der offizielle Name des Marktes. Doch in Wirklichkeit wurde dort weit mehr verkauft. Ratten, Füchse, Krokodile, Wolfswelpen, Riesensalamander, Schlangen, Pfaue und Kamelfleisch bietet beispielsweise ein Händler in seiner Werbebroschüre an.
Auch Zibetkatzen stehen auf der Angebotsliste - jene Wildtiere, von der die gefährliche Atemwegserkrankung SARS ausging. In den Jahren 2002/2003 starben daran 774 Menschen, die meisten in Festland-China und Hongkong. "Frisch geschlachtet und tiefgekühlt" liefere er die Zibetkatzen auch nach Hause, verspricht der Händler in dem Prospekt - obwohl der Verzehr der Zibetkatze verboten ist.
Auf dem Markt in Wuhan seien illegal Wildtiere verkauft worden, räumte der Direktor des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle, Gao Fu, inzwischen ein. Ob diese tatsächlich den neuen Virus einschleppten, konnte er nicht sagen. Wissenschafter vermuten auf Grundlage von Analysen der Gensequenz des neuen Virus 2019-nCoV, dass der Erreger von Schlangen und Fledermäusen auf den Menschen übertragen worden sein könnte - weitere Zwischenwirte nicht ausgeschlossen.
In China werden einige Wildtiere nicht wegen ihres Geschmacks, sondern der angeblichen therapeutischen Wirkung wegen gegessen. Das könne gefährlich für die Gesundheit sein, warnt Christian Walzer von der US-Naturschutz-Stiftung Wildlife Conservation Society. 70 Prozent der neuen Infektionskrankheiten stammten von Wildtieren, sagt Walzer. Die Ansteckung erfolge häufig auf Märkten - die breite Angebotspalette birgt also ernsthafte Risiken.