Bitte um Hilfe
Stadtchef warnt: 'Venedig ist eine Zeitbombe'
28.04.2020"Die Bürger sind müde und wütend, es ist schwer, sie zu halten"
Die vom Hochwasser im Herbst und von der Coronavirus-Epidemie schwer betroffene Stadt Venedig hat die italienische Regierung dringend um Hilfe gebeten. "Venedig ist eine Zeitbombe. Die Bürger sind müde und wütend, es ist schwer, sie zu halten", sagte Bürgermeister Luigi Brugnaro, der am Dienstag eine Pressekonferenz zur Vorstellung seine Forderung an Rom gehalten hat.
"Venedig ist eine einmalige Stadt, die besondere Unterstützung auch für die vielen Arbeitnehmer benötigt, die in dieser Zeit ihren Job verloren haben", sagte der Stadtchef. Er forderte unter anderem die Verlängerung der Kurzarbeit für die Mitarbeiter der schwer betroffenen Tourismusbranche um ein Jahr. Der Regierung in Rom warf er Verspätungen bei der Lockerung finanzieller Mitteln für Unternehmen in Schwierigkeiten vor.
Neubeginn
Der Bürgermeister übte sich in Optimismus. "Der Tourismus wird wieder neu starten. Wir müssen aber für den Neubeginn gut vorbereitet sein und inzwischen unsere Betriebe schützen", betonte Brugnaro. So will er bereits ab September mit den 2021 geplanten Feierlichkeiten für das 1.600-Jahr-Jubiläum der Republik Venedig beginnen, die laut Überlieferung am 21. März 421 gegründet wurde. "Wir planen Events, die die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf Venedig locken werden", versprach der Bürgermeister.
Die Coronavirus-Pandemie hat dem Tourismus in Venedig einen beispiellosen Schlag versetzt. 98 Prozent aller Hotels der Lagune und auf dem Festland sind geschlossen. Die Hotels erleben schwierige Zeiten wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Die Besitzer, die bereits nach einer Flutwelle im Oktober einen Gästeschwund erlitten haben, wurden in die Knie gezwungen. Ohne Touristen drohen in Venedig mindestens 10.000 Arbeitsplätze wegzufallen, schätzen Experten.
Wegen des Produktionsstopps werden allein in der Region Venetien voraussichtlich 110.000 Saisonarbeiter in der Touristikbranche ihre Arbeit verlieren. Auch am Gardasee sind fast alle Unterkünfte gesperrt.