Über EU-Mechanismus
Staudamm-Katastrophe: Österreich leistet Hilfe
07.06.2023Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine leisten Österreich, Deutschland und Litauen über den EU-Zivilschutzmechanismus Hilfe.
Diese drei Länder würden Wasserbehälter, Pumpen, Feldbetten und Notunterkünfte in die Ukraine schicken, teilte ein Sprecher der EU-Kommission am Mittwoch mit. "Wir mobilisieren weiterhin Hilfe", schrieb EU-Kommissionssprecher Balazs Ujvari am Mittwoch auf Twitter.
Dammbruch in der Ukraine: Caritas-Hilfe läuft an
Mindestens 37 Städte und Dörfer in der Region Cherson sind nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms überflutet. 16.000 Menschen sind akut betroffen und werden derzeit evakuiert. Hilfsorganisationen wie die Partnerorganisationen der Caritas unterstützen dabei, nehmen die Evakuierten in Empfang und versorgen sie mit dem Notwendigsten, wie Caritas Österreich mitteilt. Die UN geht davon aus, dass die Katastrophe humanitäre Folgen für hunderttausende Menschen haben wird. "Das gesamte Ausmaß wird erst in den nächsten Tagen sichtbar werden, klar ist aber schon jetzt: Es braucht rasch Hilfe", so die Hilfsorganisation.
Staudamm-Zerstörung vernichtet wichtiges Getreide
Die Welternährungsorganisation (WFP) warnt nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine vor verheerenden Konsequenzen für hungernde Menschen weltweit. "Die massiven Überflutungen vernichten neu angepflanztes Getreide und damit auch die Hoffnung für 345 Millionen Hungerleidende auf der ganzen Welt, für die das Getreide aus der Ukraine lebensrettend ist", sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros Martin Frick der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.
Nach der Zerstörung des Staudamms im Süden der Ukraine rechnet das ukrainische Agrarministerium ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit.
Russische Besatzer: Menschen in Hochwasser-Fluten eingeschlossen
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind laut Angaben der russischen Besatzer im von ihnen kontrollierten Teil des Gebiets Cherson bis zu 40.000 Menschen von den schweren Überschwemmungen betroffen. "Nach vorläufigen Prognosen sind es zwischen 22.000 und 40.000", sagte der von Moskau in Cherson eingesetzte Verwaltungschef Wladimir Saldo am Mittwochvormittag im russischen Staatsfernsehen auf die Frage, wie viele Menschen im Katastrophengebiet lebten.
Der Besatzungschef der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, sagte zudem, dass dort rund 100 Menschen von den Wassermassen eingeschlossen seien und gerettet werden müssten. Sieben Anrainer werden den Angaben zufolge derzeit vermisst, rund 900 sollen angeblich schon in Sicherheit gebracht worden sein. Leontjew sprach zudem von mehreren komplett oder teilweise überfluteten Orten. "Der Ort Korsunka steht - mit Ausnahme der letzten Straße - komplett unter Wasser", sagte er im russischen Fernsehen.
Einen Tag nach der Zerstörung des Staudamms verhängten die russischen Besatzungsbehörden den Notstand in dem von Russland kontrollierten Teil der Region Cherson, meldete die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf Rettungsdienste. Hunderttausende Menschen sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch den Bruch des Kachowka-Staudammes und die Überschwemmungen von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. "Die Zerstörung eines der größten Wasserreservoirs der Ukraine ist absolut vorsätzlich geschehen", teilte er auf Telegram mit.
Sieben Personen wurden vermisst
Sieben Personen wurden in den nahe gelegenen Überflutungsgebieten vermisst, sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister der Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew. Der Wasserstand ging in der überschwemmten Stadt Nowa Kachowka laut den russischen Besatzungsbehörden allmählich wieder zurück. Der Wasserstand auf den zuvor überfluteten Straßen beginne zu sinken, teilte die von Russland installierte Stadtverwaltung mit. Flussabwärts ist der Wasserstand am Ufer des Dnipro indes weiter angestiegen.
Am schwierigsten sei die Lage im Viertel Korabel in der Großstadt Cherson, erklärte der stellvertretende Kabinettschef des ukrainischen Präsidenten, Oleksij Kuleba. Das Wasser habe dort einen Stand von 3,5 Metern erreicht, mehr als 1.000 Häuser seien überflutet. "Die Bewohner sitzen auf den Dächern ihrer Häuser und warten auf ihre Rettung. Das sind russische Verbrechen gegen Menschen, die Natur und das Leben an sich", schrieb Kuleba auf Telegram.
Der ukrainische Generalstab bezeichnete die Sprengung des Kachowka-Staudamms am Mittwoch als russisches Kriegsverbrechen. Ziel sei es gewesen, den Vormarsch der ukrainischen Truppen in der Region zu verhindern, teilte der Stab am Mittwoch in seinem Morgenbulletin in Kiew mit.