Atom-Katastrophe

Strahlung um AKW "deutlich gestiegen"

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IAEO: In Tokio gebe es noch keine erhöhten Werte; Lage in Fukushima "ernst".

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Erstmals ohne Yukiya Amano, dem Generalsekretär der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO, der sich auf dem Weg nach Japan begeben hat, fand am Donnerstag die insgesamt vierte Pressekonferenz in der Wiener UNO-City statt. Die Situation im AKW Fukushima sei "weiterhin sehr ernst, habe sich aber nicht verschlimmert. Ich will nicht spekulieren, aber sie kann sich natürlich noch verschlechtern", sagte Graham Andrews, Assistent Amanos. Anhand von Satelliten-Fotos wurde gezeigt, wie es um die Reaktorblöcke 1 bis 4 steht: überaus schlecht.

Block 4 bereitet "große Sorge"
Die Lage in den Blöcken 1 bis 3 sei stabil, man versuche weiterhin die Brennstäbe mit Wasserwerfern und Meerwasser, das aus Hubschraubern abgeworfen werde, zu kühlen. Die Kühlsysteme funktionieren in keinem der betroffenen Blöcke. Bezüglich Block 4 habe man kaum Informationen, er bereite "große Sorge", so Andrews. Die Temperatur in den - weitgehend intakten - Blöcken 5 und 6 sei hingegen gesunken.

Neue Fotos der Zerstörung im AKW Fukushima

Berge aus Schutt und Asche: Mehrere Videos vom Überflug über das havarierte Atomkraftwerk Fukushima eins zeigen das erschreckende Ausmaß der Zerstörung.

Die Aufnahmen wurden von Bord eines Hubschraubers gemacht und am Donnerstag von der Zeitung "Asahi Shinbun" ins Internet gestellt.

Zu sehen sind die völlig zerstörten Reaktoren der Atomanlage. Von den Gebäuden sind nur noch Trümmer zu sehen.



Die Radioaktivität im Umkreis von 30 Kilometern sei "deutlich gestiegen", an manchen Orten um ein Vielfaches. In Tokio habe man allerdings keine erhöhten Werte registriert, so das IAEO-Vorstandsmitglied. Andrews ergänzte, dass Amano bereits ein Gespräch mit UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte. Über den Inhalt der Konversation konnte er allerdings nichts berichten.

Auf die neuerlich geäußerte Kritik, die IAEO habe zu wenig Einfluss auf die Sicherheitsstandards von Atomkraftwerken meinte Andrews: "Wir unterstützen mit Hilfe und Know-how, aber die Kontrolle der Sicherheit ist Sache des jeweiligen Landes, dafür haben wir kein Mandat. Wir wussten, dass die Reaktoren (in Fukushima, Anm.) gebaut wurden und dass es sich um eine Erdbebenzone handelt, wo sie stehen." Bis dato sei noch niemand an den Auswirkungen des Unfalls gestorben, man könne das Risiko punkto Atomenergie eben niemals auf null reduzieren.

Fazit der ersten Pressekonferenz ohne "Boss": Die Nuklear-Experten hatten mehr Gelegenheit, ihr Wissen an den Mann zu bringen, auch die Präsentation durch Power-Point wirkte schon wesentlich professioneller als in den Tagen zuvor. Doch Detailfragen nach dem aktuellen Zustand in den jeweiligen Reaktorblöcken, Messwerten und weitere Vorhaben, einen möglichen Super-GAU abzuwenden, wurden fast ausschließlich mit den Worten "We don't know yet..." ("Das wissen wir noch nicht...") beantwortet.
 
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So funktioniert der Heli-Einsatz

Militärhubschrauber schütten Meereswasser über dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins in Japan aus. Die Brennstäbe in den beschädigten Reaktoren sollen damit gekühlt und eine Kernschmelze verhindert werden.

Die Hubschrauber fliegen in 90 Meter Höhe über den Reaktor. Aus dieser Höhe ist die Trefferwahrscheinlichkeit noch hoch und die Strahlenbelastung relativ gering. Wegen der starken Radioaktivität dürfen die Piloten nicht über dem Kraftwerk kreisen.

Japanische Soldaten dürfen laut Gesetz einer Strahlenbelastung von höchstens 100 Millisievert pro Stunde ausgesetzt sein. Am Mittwoch durfte nicht geflogen werden, da 250 Millisievert über dem Reaktor gemessen worden waren. Am Donnerstag sank die Belastung auf 87 Millisievert in einer Höhe von 90 Metern.

Ein Einsatz soll nicht länger als 40 Minuten dauern, damit die Strahlenbelastung für die Einsatzkräfte nicht zu groß wird.

Der Boden der Hubschrauber ist mit einer Bleiplatte verstärkt, um die Besatzung vor der Strahlung zu schützen. Pro Ladung können 7,5 Tonnen Wasser transportiert werden. Das Kühlbecken eines Reaktors fasst 2.000 Tonnen.

Das japanische Militär setzt zwei Transport-Helikopter des Typs Ch-47 Chinook vom US-Hersteller Boeing ein. Die Hubschrauber mit Tandem-Rotor transportieren normalerweise schwere Lasten für Militäreinsätze. Die Maschinen werden auch für Evakuierungen, Brandbekämpfung und Katastrophenhilfe eingesetzt.

Neue Fotos der Zerstörung im AKW Fukushima

Berge aus Schutt und Asche: Mehrere Videos vom Überflug über das havarierte Atomkraftwerk Fukushima eins zeigen das erschreckende Ausmaß der Zerstörung.

Die Aufnahmen wurden von Bord eines Hubschraubers gemacht und am Donnerstag von der Zeitung "Asahi Shinbun" ins Internet gestellt.

Zu sehen sind die völlig zerstörten Reaktoren der Atomanlage. Von den Gebäuden sind nur noch Trümmer zu sehen.

Es wird immer schlimmer: Japan im Würgegriff der Kälte

Helfer in Otsuchi: Im Schneegestöber sieht man nur wenige Meter weit.

Sie stapfen in klirrender Kälte von einem Trümmerberg zum nächsten.

Gigantische Anhäufungen aus Tsunami-Schutt gilt es zu durchstöbern.

Irgendwo unter den Massen aus Schnee, Geröll und Trümmern könnten noch Überlebende verborgen sein.

Das Panorama der Verwüstung versteckt sich langsam unter einer stummen, kalten Decke.

Zu Fuß kommt man auf der Straße noch gut voran, wenn keine Trümmer im Weg liegen.

Auf dem Fahrrad wird die Fortbewegung hingegen immer mühseliger.

Die Pedalritter ziehen erste Rinnen im Schneematsch.

Trotz der klirrenden Temperaturen durchsuchen emsige Helfer jede Ruine.

Wer kann, bringt sein Hab und Gut in Sicherheit, bevor noch Schlimmeres passiert.

Wer bis jetzt noch nicht geborgen wurde, hat nur noch geringe Chancen, das Unglück zu überleben.

Helis kühlen AKW aus der Luft

Der Kampf gegen die drohende Kernschmelze wird nun aus der Luft geführt.

Die eingesetzten Hubschrauber können nach Angaben des Fernsehsenders NHK 7,5 Tonnen Wasser fassen.

Doch das zielgenaue Treffen ist schwierig.

Die Helikopter durften nicht über dem Kraftwerk kreisen, sondern mussten im Vorbeifliegen Wasser ablassen.

Viermal in rund 20 Minuten ergoss sich ein riesiger Schwall über den Block 3, dessen Dach bei einer Explosion abgerissen worden war.

Ob dies Hilfe bringt, ist mehr als fraglich. Zusätzlich sind Wasserwerfer in Stellung gegangen, die Wasser in die teilweise eingestürzten Kraftwerksmauern spritzen sollen.

Sogar auf den Philippinen verfolgen die Menschen die Rettungsversuche gebannt vor dem Fernseher.

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