Polizei setzte Gummigeschoße und Tränengas ein.
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist es am Samstag zu heftigen Ausschreitungen auf dem Tahrir-Platz gekommen. Die Polizei setzte Gummigeschoße und Tränengas gegen Demonstranten ein. Nach Angaben des Staatsfernsehens wurden mindestens 507 Menschen verletzt, darunter rund 20 Sicherheitskräfte. Noch am Freitag hatten Zehntausende Menschen friedlich gegen den regierenden Militärrat demonstriert und für eine schnelle Machtübergabe an eine zivile Regierung.
Einige Dutzend Demonstranten hatten nach der von Islamisten dominierten Großkundgebung am Freitag Zelte auf dem zentralen Platz aufgebaut. Mit der auf unbefristete Zeit angelegten Aktion protestierten sie gegen die vorgeschlagenen Verfassungsleitlinien der Übergangsregierung. Diese sollen unter anderem die Macht des Militärs absichern und die Streitkräfte der parlamentarischen Kontrolle entziehen.
Am Samstag räumte die Polizei aber den Sitzstreik, woraufhin immer mehr Aktivisten versuchten, den Platz zurückzuerobern. Nach Angaben von Augenzeugen bewarfen sie Polizisten mit Steinen. Nach Berichten des Staatsfernsehens wurde auch ein Polizeifahrzeug angezündet. Nach Angaben des Innenministeriums gab es 20 Festnahmen. Noch am Abend strömten immer mehr Menschen ins Stadtzentrum und errichteten um den Tahrir-Platz herum provisorische Straßensperren. Es gab kam dabei immer wieder zu Geplänkel mit der Polizei.
Am Freitag waren Zehntausende Menschen Aufrufen der Muslimbruderschaft und der radikalen Salafistenbewegung gefolgt, und in Kairo und Alexandria auf die Straße gegangen. Auch Angehörige linker und liberaler Gruppen schlossen sich dem Protest zehn Tage vor den Parlamentswahlen an. Sie forderten den Militärrat auf, bis spätestens im kommenden Mai die Macht an Zivilisten zu übergeben.
In Ägypten wird vom 28. November an in drei Phasen ein neues Parlament gewählt. Anschließend soll das Land eine neue Verfassung bekommen. Die Islamisten, die sich bei dem Urnengang gute Chancen ausrechnen, wollen bei diesem Prozess keine Beschränkungen akzeptieren. Der Militärrat hat nach dem Sturz von Husni Mubarak im Februar die Macht übernommen.