Mehrere Menschen zerlegten eine Kleinstadt in Frankreich nach einem Justiz-Streit.
In Frankreich gibt es Bestürzung, nachdem es aus Wut über eine Justizentscheidung zu Ausschreitungen gekommen war. Dutzende Menschen hatten am Dienstag in Moirans nahe dem südfranzösischen Grenoble randaliert. Sie zündeten Autos an und blockierten eine Durchgangsstraße sowie Bahngleise.
Justizministerin Christiane Taubira erklärte, die Vorfälle seien unerträglich, weil sie die republikanische Ordnung gefährdeten. "Wir sind in einer Demokratie, und es ist kein Leben in einer Demokratie möglich, wenn eine Justizentscheidung mit Gewalt infrage gestellt wird", sagte Taubira am Mittwoch dem Sender France 2.
© AFP PHOTO/PHILIPPE
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Teilnahme an Beerdigung
Die Randalierer wollten, dass zwei Gefangene an der Beerdigung eines Verwandten teilnehmen können, der bei einem Verkehrsunfall gestorben war. Ein Strafvollzugsrichter hatte dem Bruder des Toten am Dienstag die Ausgeherlaubnis verweigert, daraufhin kochte die Stimmung hoch. Präfekt Jean-Paul Bonnetain sprach von etwa 50 Beteiligten, verletzt wurde niemand. Etwa zur gleichen Zeit kam es im Gefängnis, in dem der Bruder einsitzt, zu einer Meuterei.
"Es war nicht das Ziel, dass es so weit kommt. Aber das war die einzige Möglichkeit, dass man mich anhört", sagte die Mutter der Brüder zu Journalisten. Sie betonte, es habe keine Gewalt gegeben - denn die angezündeten Autos stammten von einem Schrottplatz. Sie habe darum gebeten, dass ihr Sohn mit einer Eskorte das Gefängnis verlassen könne, "wenn nötig selbst mit Kugeln am Bein". Der Häftling soll nach Medienberichten 17 Jahre alt sein.
Straßenschlacht
Die Vorfälle gingen von einer Gruppe aus, die zu den sogenannten Fahrenden ("Gens du voyage") gehört. Unter diesen Begriff fallen im französischen Recht Menschen, die dauerhaft in Wohnwagen leben.
Nach Darstellung der Behörden bauten die Beteiligten eine Straßenbarrikade, zündeten Schrottautos und Paletten an. Zudem seien zwei Fahrzeuge auf den Gleisen am Bahnhof in Brand gesetzt worden, erklärte Innenminister Bernard Cazeneuve. "Das ist eine Guerilla-Szene", beschrieb ein Zeuge die Ereignisse in dem 7.800-Einwohner-Ort gegenüber dem Sender France Bleu. Mehr als 120 Gendarmen und 100 Feuerwehrleute kamen zum Einsatz, erst nach mehreren Stunden war die Situation unter Kontrolle.
Gefängnis-Meuterei
Auch im Gefängnis im nahe gelegenen Aiton hatte sich die Lage am Dienstagabend wieder beruhigt. "Sie haben alles zerschlagen", sagte ein Aufseher der Zeitung "Le Dauphine Libere". "Sie haben Mistkübel in Brand gesteckt, Schlösser verstopft."
Festgenommen wurde zunächst niemand. "Alle Beteiligten, deren Identität von der Untersuchung geklärt werden muss, werden sich für ihre Taten in kürzester Frist vor der Justiz verantworten müssen", erklärte Cazeneuve. Ein Berufungsgericht bestätigte am Mittwoch die Verweigerung der Ausgeherlaubnis für den Bruder. Sein Anwalt kündigte einen erneuten Antrag an..