Vor G-20-Treffen zweifelt chinesische Ratingagentur an US-Kreditwürdigkeit.
Kurz vor dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) äußerte eine chinesische Ratingagentur Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten. China fürchtet zudem, mit Spekulationsgeld überschwemmt zu werden, weil die US-Notenbank Fed 600 Mrd. Dollar (430 Mrd. Euro) in den Wirtschaftskreislauf pumpt. Die Notenbank in Peking beschloss deshalb am Mittwoch erste Gegenmaßnahmen.
US-Präsident Barack Obama appellierte an die Wirtschaftsnationen, sich aktiv am Abbau von Ungleichgewichten zwischen erfolgreichen Exportnationen und hoch verschuldeten Import-Ländern zu beteiligen. Der wichtigste Beitrag der USA sei eine starke Wirtschaft, schrieb Obama in einem Brief an die G-20, der Reuters vorlag.
Herabstufung der USA
Die der breiten Öffentlichkeit unbekannte chinesische Ratingagentur Dagong Global Credit Rating hegt Zweifel an der Bereitschaft der USA, ihre Schulden zurückzuzahlen. Sie stufte die Kreditwürdigkeit der USA von der Note AA auf A-plus herab. Begründet wurde der Schritt mit der gesunkenen "Fähigkeit zur Schuldenrückzahlung und der drastisch gesunkenen Bereitschaft der Regierung zur Schuldenrückzahlung". Die Bewertung könne deshalb weiter heruntergestuft werden.
Die drei großen internationalen Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch beurteilen die Kreditwürdigkeit der USA dagegen jeweils mit der Bestnote.
China größter Geldgeber der USA
Die chinesische Agentur kritisierte auch die Politik der US-Notenbank Fed, die weitere Milliarden an frischem Geld in die Wirtschaft pumpt. "Dieser Schritt läuft den Interessen der Gläubiger völlig entgegen", hieß es. China ist der größte Geldgeber der USA. Die Äußerungen der Agentur, die 1994 mit staatlicher Genehmigung gegründet wurde, hatten keinen erkennbaren Einfluss auf den Wert von US-Staatsanleihen.
Amerikanische Experten halten die Herabstufung für politisch motiviert. Wegen der massiven Geldspritzen der Fed sah sich auch die chinesische Notenbank zum Handeln gezwungen. Sie verpflichtete die Geschäftsbanken dazu, ab 16. November ihre Mindesteinlagen bei der Zentralbank um 0,5 % zu erhöhen. Damit soll Geld aus dem Wirtschaftskreislauf gezogen werden. Die Regierung befürchtet, dass die lockere Geldpolitik der Fed neues Kapital nach China lockt, was die Vermögenspreise weiter nach oben treiben kann.
Kampf gegen Inflation
Mit ihrem Schritt will sie gleichzeitig die steigenden Verbraucherpreise bekämpfen. "Die Wirtschaft wächst ein bisschen zu schnell, weshalb das Land vor steigende Inflationsrisiken steht", sagte der Chefvolkswirt von Industrial Securities, Dong Xian. "Die Behörden werden deshalb die Geldpolitik dazu nutzen, die Inflationserwartungen spürbar zu drücken."
Die Teuerungsrate in der Volksrepublik war im September mit 3,6 % auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren geklettert. Im Oktober dürfte sogar die Marke von 4 % übertroffen werden, erwarten die von Reuters befragten Analysten.