Beim Angriff auf das Parlament haben die USA massiv an Reputation eingebüßt.
Washington, D. C. Der „Tag der Schande“ hat Amerika ins Mark getroffen: Trump-Anhänger drangen ins Kapitol ein, verwüsteten Korridore und Büros. Fünf Menschen sind tot, das Ansehen der USA ist ramponiert.
So lief der Sturm auf das Herz der US-Demokratie ab:
- 12 Uhr. Trump peitscht bei einer Rede vor Anhängern nahe dem Weißen Haus die Massen auf. Der Tenor: Die Wahl wurde „gestohlen“, jetzt müsste „Stärke gezeigt werden“. Der Präsident: „Marschiert zum Kapitol.“
- 13 Uhr. Vor dem Kuppelbau werden die ersten Polizeibarrikaden überrannt. Mit Fahnen stürmt der Mob die Stiegen hinauf. Die wenigen Polizisten sehen hilflos zu. Die Randalierer schlagen gegen die dicken Holztore, einige erklimmen ein Baugerüst oder klettern die Mauern hinauf.
- 14 Uhr. Fenster werden zertrümmert, dabei werden sogar Polizeischutzschilde eingesetzt. Die Meute dringt an mehreren Stellen ein. Kongressmitarbeiter, Reporter und Abgeordnete werden evakuiert.
- 15 Uhr. Die Eindringlinge machen in der berühmten Rotunde unter der Kuppel Selfies, schwenken Trump-Fahnen. Polizisten werden bei Faustkämpfen weggedrängt. Im Plenarsaal legen Abgeordnete Gasmasken an. Polizisten zielen mit Pistolen auf die Trump-Anhänger vor den Türen. Die Randaliererin Ashley Babbitt (35) wird erschossen.
- 15.30 Uhr. Ein Radikaler dringt in das Büro von Sprecherin Nancy Pelosi ein, er legt seine Füße auf ihrem Tisch, stiehlt Briefe und den zeremoniellen Holzhammer. Einige Randalierer schmieren Kot an die Wände.
- 16.30 Uhr. Elitepolizisten setzen Tränengas ein und vertreiben die Angreifer aus dem Kapitol.
- 20 Uhr. Die unterbrochene Sitzung zur Bestätigung des Sieges von Joe Biden wird fortgesetzt. „Das ist ein schwarzer Tag in der US-Geschichte“, sagt Vize Mike Pence.
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Jagd auf die Polizisten- Mörder von Capitol Grounds
D. C. Der 42-jährige Polizist Brian D. Sicknick erlag im Spital seinen schweren Verletzungen, nachdem ihn ein Gewalttäter mit einem Feuerlöscher angegriffen hatte. Der Polizist hatte sich nach dem Angriff zunächst noch in das Wachzimmer im Kapitol zurückgezogen, wo er kollabierte. Sicknick ist das offiziell fünfte Opfer des Sturms auf das Kapitol.
Von den Tätern gibt es bislang noch keine Spur. Obwohl es zahllose Videos von Angriffen auf Polizisten im Kapitol gibt, ist noch keines von dem tödlichen Angriff auf Brian D. Sicknick aufgetaucht.
H. Bauernebel