Reederei-Angestellte beschuldigt. Bergung der Opfer kommt nur langsam voran.
Zwei Wochen nach dem Fährunglück in Südkorea konzentrieren sich die Ermittler auf eine mögliche Überladung des Schiffes. Zwei Vertreter der Reederei der "Sewol" werden verdächtigt, dafür verantwortlich gewesen zu sein, wie die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag berichtete. Die Ermittler wollen demnach Haftbefehle gegen die beiden beantragen.
Die Fähre war am 16. April vor der Südwestküste mit 476 Menschen an Bord gekentert und gesunken. Die Zahl der geborgenen Todesopfer stieg auf rund 220. Es wurden noch mehr als 80 Menschen vermisst. Die meisten Passagiere waren Schüler, die zur südlichen Urlaubsinsel Cheju unterwegs waren.
Die beiden Angestellten der Reederei Chonghaejin werden den Berichten zufolge beschuldigt, von dem Risiko gewusst zu haben, dass das Schiff durch frühere Umbauten weniger stabil gewesen sei. Die Reederei hatte das 20 Jahre alte Schiff umgebaut, um mehr Passagiere aufnehmen zu können.
Unter anderem wird untersucht, ob die Fähre überladen und die Ladung schlecht gesichert war. Die Fähre könnte demnach Schlagseite bekommen haben, weil die Fracht verrutscht war. Das Schiff war den Ermittlern zufolge zu dem Zeitpunkt gekentert, als es den Kurs gewechselt hatte.
70 Schüler, welche die Katastrophe überlebt hatten, besuchten am Mittwoch einen Traueraltar in ihrer Schule in Ansan in der Nähe von Seoul. Dort nahmen sie von ihren Mitschülern und Lehrern Abschied, die bei dem Unglück ums Leben gekommen waren, wie der staatliche Sender Arirang berichtete.
Die Familien der Opfer warfen Präsidentin Park Geun Hye vor, sich nicht aufrichtig nach der Katastrophe entschuldigt zu haben. Park hatte sich am Dienstag bei der Bevölkerung für fehlerhaftes Krisenmanagement entschuldigt. Vertreter der Familien kritisierten, dass sie dafür ein Kabinettstreffen gewählt hatte. Eine "Entschuldigung hinter verschlossener Tür" sei keine richtige Entschuldigung, hieß es laut Rundfunksender KBS in einer Erklärung. Die Angehörigen riefen die Regierung auf, die Bergungsarbeiten voranzutreiben.
Die Suche nach den Vermissten am Wrack kam wegen der starken Gezeitenströmung wieder nur mühsam voran. Bis Mitte Mai soll die Suche möglichst abgeschlossen sein, berichtete Yonhap unter Berufung auf die Einsatzleitung. Dann sollten Schwimmkräne eingesetzt werden, um das Wrack zu heben.
Nur 174 Menschen konnten bei dem Unglück gerettet werden. Der Kapitän und die anderen 14 leitenden Besatzungsmitglieder sitzen in Untersuchungshaft. Sie werden beschuldigt, nicht genug unternommen zu haben, um die Passagiere zu retten.