Buben und Männer aus Syrien werden in ihrer vom Bürgerkrieg heimgesuchten Heimat und als Flüchtlinge im Ausland Opfer sexueller Gewalt. Seit dem Beginn des bewaffneten Konflikts im Frühjahr 2011 müssten sie massive sexualisierte Gewalt über sich ergehen lassen, unter anderen in Haftzentren und an Straßensperren der Konfliktparteien, heißt es in einem am Donnerstag vorgelegten UNHCR-Bericht.
Dazu gehörten Elektroschocks, Verbrennungen mit Zigaretten an den Genitalien und im Analbereich, Kastrationen und Massenvergewaltigungen. Besonders betroffen sind dem Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks zufolge Schwule, Bi- und Transsexuelle sowie Transgender. Niemandem aus dieser Gruppe bleibe sexuelle Gewalt erspart, zitiert der Bericht den jungen Transgender Masen.
Ahmed, ein in Jordanien befragter Flüchtling, berichtete von seinem Onkel, der nach einigen Monaten in der Haft freikam. "Er erzählte uns - nachdem er vor uns unter Tränen zusammenbrach -, dass es keinen Fleck seines Körpers gibt, der nicht mit einem elektrischen Bohrgerät misshandelt wurde." Der Mann habe nach seiner Freilassung aufgehört zu essen, sei zum Alkoholiker geworden und dann an Nierenversagen gestorben.
Gewalt im Ausland
Auf der Flucht im Ausland hört die Gewalt dem UNHCR zufolge nicht auf. Syrische Männer und Buben berichten demnach von Erpressungen, um sie zu sexuellen Beziehungen zu zwingen, und von Ausbeutung durch Arbeitgeber. Nach Angaben der UNO hat die sexuelle Gewalt Auswirkungen auf ganze Familien. Die psychologischen Folgen seien "zutiefst lähmend und destabilisierend".
Von sexueller Gewalt oder sexuellem Missbrauch betroffene Buben brechen den Angaben zufolge nicht selten die Schule ab, werden - ebenso wie Männer - geschnitten, öffentlich bloßgestellt und sogar mit dem Tod bedroht. Die Opfer befürchten demnach, stigmatisiert zu werden. Bei den Sozialarbeitern fehlt es dem Bericht zufolge häufig an Personal, manchmal nehmen sie die Nöte der Betroffenen auch nicht ernst.
Der UNHCR-Sprecher Andrej Mahecic sagte der Nachrichtenagentur AFP, statt Hilfe anzunehmen, suchten die betroffenen Männer und Buben oft die "Schuld" bei sich selbst. Dadurch werde der "Mythos" verstärkt, dass es sich um ein seltenes Phänomen handle. Der vorliegende Bericht zeige nun aber das Gegenteil. Für den Bericht wurden 196 Flüchtlinge und 73 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen befragt.