Nach Houla-Massaker

Syrien: Annan erwartet "schwere Folgen"

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Internationaler Sondervermittler in Damaskus "schockiert".

Der internationale Sondervermittler für Syrien, Kofi Annan, hat sich am Montag in Damaskus über das Massaker in der Ortschaft Houla "schockiert" gezeigt. Das Blutbad, dem am Freitag mehr als 110 Menschen, unter ihnen viele Frauen und Kinder, zum Opfer gefallen waren, werde "schwere Folgen" haben, sagte Annan nach seiner Ankunft in der syrischen Hauptstadt. "Ich bin zu einem kritischen Zeitpunkt gekommen", fügte er hinzu.

Es ist der erste Besuch Annans in Damaskus seit März und seitdem die von ihm initiierte UNO-Beobachtermission in Syrien tätig ist. Am Dienstag wird er mit dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zusammentreffen. Außerdem sind Gespräche mit Oppositionellen geplant. Diplomaten in der Region nannten die Visite Annans "entscheidend" im Hinblick auf dessen Friedensplan, der sich auf die UNO-Mission und eine zunehmend missachtete Waffenruhe stützt.

Sicherheitsrat verurteilt Assad-Regime
Der UN-Sicherheitsrat hat den Einsatz des syrischen Militärs scharf kritisiert. Er verurteilte in einer nach einer Sondersitzung am Sonntag verabschiedeten Erklärung "mit den stärksten möglichen Worten" das Blutbad mit Dutzenden toten Männern, Frauen und Kindern "bei einem Angriff in Wohngebieten", bei dem es "mehrfachen Artillerie- und Panzerbeschuss von den Regierungstruppen" gegeben habe.

Die Formulierung der Diplomaten enthält keine direkte Verurteilung der syrischen Regierung, das wäre am Widerstand Russlands gescheitert. Das Papier mit gut 20 Zeilen gehört aber zu den deutlichsten Worten, die der Sicherheitsrat in der seit 14 Monaten andauernden Krise mit mehr als 10.000 Toten bisher gefunden hat. Über Panzer und Artillerie verfügt nur das Regime.

Zudem ist die Feststellung, dass die Regierung schwere Waffen in Wohngebieten einsetzt, zugleich ein scharfer Vorwurf, dass sich das Regime von Präsident Bashar al-Assad nicht an den Friedensplan hält. Auch die Angaben der Regierung in Damaskus wurden damit von den UN negiert: Damaskus hatte immer wieder behauptet, die schweren Waffen wie gefordert abgezogen zu haben.

UN-Mission legte Beweise vor
Der Chef der UN-Beobachtermission, General Robert Mood, hatte zuvor berichtet, bei dem Blutbad am Freitag in der Ortschaft Houla bei Homs seien mindestens 108 Menschen ums Leben gekommen, etwa ein Drittel davon Kinder. Die UN-Experten hätten nicht nur Granathülsen von Kanonen- und Panzermunition gefunden, sondern auch Gebäude gesehen, die von solchen schweren Waffen zerstört worden seien. Zudem hätten die UN-Beobachter mit eigenen Augen Schützen- und auch Kampfpanzer gesehen.

"Die Beweise sind eindeutig, da ist nichts zweifelhaft", sagte Wittig. "Da sind klare Spuren der Regierung bei diesem Massaker." Die Tode müssten unabhängig untersucht werden. "Wir sind nach wie vor der Meinung, dass wir eine Untersuchungskommission brauchen."

Syrien macht "Terroristen" verantwortlich
Syriens UN-Botschafter Bashar Jaafari blieb hingegen bei der Version seiner Regierung, dass "Terroristen" für das Massaker an den Zivilisten verantwortlich seien. "Sie haben die Ernte, Häuser und selbst ein Krankenhaus niedergebrannt", sagte Jaafari. Er warf anderen Botschaftern des Sicherheitsrates vor, "die Welt an der Nase herumzuführen und Lügen zu erzählen". Auf die Frage, wie er sich die Panzergranaten in den Wohngebieten erklären könne, antworte er nur: "Der deutsche und der britische Botschafter haben das falsch interpretiert."

In einem zuvor dem Rat von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zugeleiteten vertraulichen Brief hatte es geheißen, Vertreter der Vereinten Nationen hätten in einer Moschee des Ortes 85 Leichen gesehen, darunter die von 34 Kindern. Die Todesursache habe nicht immer sofort zweifelsfrei festgestellt werden können. Doch neben Verletzungen durch Schrotmunition seien auch Wunden gesehen worden, die durch Kanonen- und Panzergranaten verursacht wurden.

Nach Angaben des norwegischen Chef-Beobachters Mood wurden nach dem Angriff in Houla neben den Hülsen auch frische Spuren von Panzern entdeckt. Außerdem hätten die Beobachter Schützenpanzer und einen Kampfpanzer außerhalb des Ortes gesehen. Augenzeugen zufolge lagen noch Leichen in einer zweiten Moschee, aus Sicherheitsgründen habe die aber nicht untersucht werden können.

Später seien die Beobachter noch einmal zurückgekehrt und hätten drei Leichen, darunter die einer Frau und eines Babys, mit Schusswunden entdeckt. Sechs bis acht Leichen, darunter auch hier die mehrerer Kinder, seien unter UN-Aufsicht von einem Kontrollpunkt der Regierungstruppen in das Dorf zurückgebracht worden.

Bei einem Angriff syrischer Regierungstruppen auf die zentralsyrische Stadt Hama wurden am Sonntag laut Menschenrechtsaktivisten mindestens 33 Menschen getötet. Darunter seien sieben Kinder unter 16 Jahren, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Rebellenhochburg wurde demnach mit schweren Maschinengewehren und Panzerfäusten angegriffen. Im ganzen Land gingen am Sonntag nach Angaben von Aktivisten tausende Menschen auf die Straßen und protestierten gegen das Massaker von Hula.
 

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