Syrien
Assad warnt vor Blutbad bei Intervention
17.01.2012
Präsident warnt Araber davor, Truppen in sein Land zu schicken.
Trotz Tausender Toter in Syrien ist für den blutigen Konflikt keine Lösung in Sicht. Präsident Baschar al-Assad lehnt Zugeständnisse ab und warnte die Araber vor einem Blutbad, falls sie Truppen in sein Land schicken sollten
. Der UNO-Sicherheitsrat in New York bleibt indes weiter untätig, weil nichts ohne die Vetomacht Russland geht. Moskau hat zwar einen neuen Resolutionsentwurf vorgelegt - der verurteilt aber nicht das Regime, sondern die Opposition.
Ein Regierungssprecher in Damaskus sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Sana am Dienstag: "Es wäre bedauerlich, wenn arabisches Blut auf syrischem Boden vergossen würde, um ausländischer Interessenpolitik zu dienen, nachdem die Verschwörung gegen Syrien offensichtlich geworden ist." Das stolze syrische Volk werde keine ausländische Einmischung dulden.
Ein Offizier der syrischen Rebelleneinheiten hatte zuvor die Staatengemeinschaft aufgefordert, zum Schutz der Zivilisten in Syrien einzugreifen. "Die Arabische Liga und ihre Beobachter sind mit ihrem Auftrag gescheitert", sagte der Kommandeur der Rebellentruppe Freie Syrische Armee, Riad al-Asaad, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Obwohl er Bemühungen der Staatengemeinschaft schätze, sei er der Ansicht, dass sie nicht in der Lage sei, für eine Verbesserung der Situation in Syrien zu sorgen. "Daher rufen wir sie auf, übergebt die Angelegenheit dem UN-Sicherheitsrat. Wir appellieren zugleich an die Staatengemeinschaft zu intervenieren, denn sie ist in der gegenwärtigen Lage eher als unserer arabischen Brüder fähig, die Syrer zu schützen".
Der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani, hatte am vergangenen Wochenende in einem Interview gesagt, möglicherweise müsse man arabische Truppen nach Syrien schicken, um das Blutvergießen dort zu beenden. Katar hat den Vorsitz im Syrien-Komitee der Arabischen Liga, das am Sonntag über weitere Maßnahmen beraten will. Der Einsatz arabischer Beobachter hatte kein Ende der Gewalt des Regimes gegen die Protestbewegung bewirkt.
Der als zu weich kritisierte russische Entwurf einer UNO-Resolution hat im Weltsicherheitsrat zu einem Konflikt hinter verschlossenen Türen geführt. Westliche Diplomaten zeigten sich enttäuscht von dem Papier und nannten es "verwirrend": Nicht das Regime werde kritisiert, sondern die Opposition. Ein UNO-Diplomat sprach von russischer "Verzögerungstaktik der alten Schule". Experten aus den 15 Mitgliedsländern des mächtigsten UNO-Gremiums sollten noch am Dienstag in neue Verhandlungen um den Text einsteigen.
Russland hat bisher jede Kritik an seinem Waffenkunden Syrien abgeblockt. Nach Wochen des Drängens auch der deutschen Delegation hatten russische Diplomaten am Montag (Ortszeit) einen Resolutionsentwurf vorgelegt. Der neue Entwurf sei kaum besser als der alte, eine Annäherung der Positionen sei nicht versucht worden, kritisierten westliche Diplomaten.
Es sei bedauerlich, dass der Westen den russischen Entwurf ändern wolle, sagte der russische Vize-Außenminister Gennadi Gatilow am Dienstag in Moskau. "Zu sagen, dass nur die syrische Führung für alles verantwortlich ist, wäre falsch", sagte Gatilow nach Angaben der Agentur Interfax.
Die Arabische Liga schlug unterdessen vor, die Vereinten Nationen sollten mit ihrer Expertise die Beobachtermission der Liga in Syrien unterstützen. Ein Liga-Mitarbeiter sagte, einige Beobachter hätten wenig Erfahrung. Deshalb sollten sie demnächst von UNO-Experten in Kairo geschult werden.
Die Staatsagentur Sana meldete, in der Region Al-Ghuta im Umland von Damaskus hätten "terroristische Gruppen" am Montag einen Offizier und fünf weitere Mitglieder einer Einheit der "Ordnungstruppen" getötet. Sieben Angehörige der Truppe seien verletzt worden. Syrische Aktivisten haben ein Video veröffentlicht, das angeblich vier Angehörige der Staatssicherheit in ihrer Gefangenschaft zeigt. Einer von ihnen sagt, die regimetreue Shabiha-Miliz habe sie in die Ortschaft Al-Sabadani geschickt, um dort auf friedliche Demonstranten zu schießen. Die Männer wirken eingeschüchtert und sehen aus, als seien sie zuvor misshandelt worden.