Der syrische Diktator Bashar al-Assad steht vor dem Aus. Er könnte schon heute das Land verlassen.
Nach der Einnahme der Großstädte Aleppo und Hama durch islamistische Regimegegner hat in Syrien Machthaber Bashar al-Assad laut Aktivisten auch die Kontrolle über die symbolträchtige Stadt Daraa im Süden des Landes sowie den größten Teil der gleichnamigen Provinz verloren. "Lokale Gruppierungen haben die Kontrolle über weitere Gebiete in der Provinz Daraa übernommen, einschließlich Daraa-Stadt", so die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am späten Freitagabend.
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Angesichts des Vormarsches der Islamisten wollten sich am Samstag die Außenminister der Türkei, des Iran und Russlands in Katar treffen. Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete Assads, könnte den Diktator nun aber fallen lassen. Der TV-Sender Sky News Arabia meldete am Freitag bereits, dass Moskau Damaskus bereits informiert habe, dass man nur zu einer begrenzten Intervention bereit sei. Putin habe derzeit „andere Prioritäten“ – sprich den Krieg in der Ukraine.
Ein weiteres Anzeichen, dass Putin Assad fallen lässt. Die russische Botschaft in Damaskus rief ihre Bürger auf, das Land mit kommerziellen Flügen über die in Betrieb befindlichen Flughäfen zu verlassen.
Von Aleppo nach Hama und weiter nach Homs
In den vergangenen Tagen hatten die islamistischen Kämpfer der Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) und ihre Verbündeten bereits die Großstädte Aleppo und Hama im Nordwesten Syriens eingenommen. Nach Angaben der Beobachtungsstelle waren sie am Freitag nur noch fünf Kilometer von der Stadt Homs entfernt, der nach der Hauptstadt Damaskus und Aleppo drittgrößten Stadt des Landes. Auf dem Weg Richtung Homs seien die HTS und ihre Verbündeten in die Städte Rastan und Talbisa eingedrungen, erklärte die Beobachtungsstelle. Es sei eine "völlige Abwesenheit" von Truppen der Assad-Regierung in diesen beiden Städten festzustellen gewesen.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle haben sich die Regierungstruppen auch aus Homs bereits zurückgezogen. Das syrische Verteidigungsministerium hat dies jedoch dementiert. Die Armee erklärte, sie habe Verstärkung nach Homs geschickt. Sollten die syrischen Islamisten auch Homs einnehmen, würde dies die Verbindung zwischen Damaskus und der Mittelmeerküste abschneiden. Nach Angaben der Beobachtungsstelle sind schon zehntausende Menschen aus Homs geflohen, hauptsächlich Angehörige der Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört.
Deir al-Zor und Nassib
Am Freitag zog sich die Armee laut Beobachtungsstelle auch aus der gesamten Provinz Deir al-Zor im Osten Syriens zurück. Die Regierungstruppen und ihre vom Iran unterstützten Verbündeten hätten sich "vollständig aus den von ihnen kontrollierten Gebieten in der Provinz Deir al-Zor zurückgezogen", erklärte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. In diese Gebiete rücken nun Kämpfer des von Kurdenmilizen angeführten Militärbündnisses Demokratische Kräfte Syriens (SDF) vor. Das Militärbündnis, das bereits einen Großteil Nordostsyriens kontrolliert, bekundete angesichts des Vorrückens der Islamisten zugleich seine Bereitschaft zu Gesprächen.
Der Anführer der islamistischen HTS, Abu Mohammed al-Golani, bekräftigte in einem Interview mit dem US-Sender CNN das Ziel seiner Gruppierung, Assad zu stürzen. Es sei das Recht seiner Kämpfer, "alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen", sagte Golani.
Im Süden Syriens brachten lokale bewaffnete Gruppen nach Angaben der Beobachtungsstelle unterdessen den Grenzübergang Nassib an der Grenze zu Jordanien unter ihre Kontrolle. Jordanien hat den Grenzübergang nach eigenen Angaben geschlossen.