Aus dem defekten Bohrloch im Golf von Mexiko könnte noch deutlich mehr Öl austreten als bisher angenommen. Auch die Natur leidet immer mehr: Schildkröten verbrennen bei lebendigem Leibe.
Im schlimmsten Fall müsse von bis zu 100.000 Barrel (16,9 Millionen Litern) pro Tag ausgegangen werden, heißt es in einem internen BP-Dokument, das der US-Kongressabgeordnete Ed Markey am Sonntag veröffentlichte. Bislang wurde die maximal mögliche Menge von der US-Regierung auf 60.000 Barrel (1 Barrel= 159 Liter) geschätzt.
Oilspill schon seit seit zwei Monaten!
Das Öl strömt seit dem
20. April ins Meer. Damals war die BP-Bohrplattform "Deepwater Horizon"
nach einer Explosion gesunken. Anfangs hatte es geheißen, es strömten wohl
bis zu 1000 Barrel Öl pro Tag (barrel per day, bpd) am Tag ins Meer, kurz
darauf war von bis zu 5000 bdp die Rede.
Die Zahl hielt sich bis fast Ende Mai, dann sprach die Regierung von bis zu 19.000 bpd. Ab Mitte Juni gingen US-Experten von bis zu 40.000 bpd aus, zuletzt war dann von 60.000 bpd die Rede. BP ist es bislang nicht gelungen, das Loch zu schließen. Seit wenigen Wochen wird aber ein Teil des ausströmenden Öls aufgefangen. Dennoch hat das Unglück, bei dem auch elf Arbeiter starben, zur schlimmsten Umweltkatastrophe in der US-Geschichte geführt.
BP will 50 Mrd. Dollar auftreiben
Außenstehende Experten hatten
wiederholt erklärt, es sei kaum möglich, die genaue Menge des ausströmenden
Öls zu bestimmen. Hierzu müssten Gegebenheiten wie etwa der Druck in der
Ölquelle und geologische Verhältnisse bekannt sein. Auch der Umstand, dass
zusammen mit dem Öl auch Erdgas aus dem Loch austrete, erschwere exakte
Bestimmungen.
Dazu gibt es neue Zahlen zum möglichen Gesamtschaden: Laut der "London Times" will BP 50 Milliarden Dollar auftreiben - weit mehr als die bisher zugesagten 20 Milliarden.
Schildkröten erleiden Feuertod
In punkto Natur gibt es
ebenfalls neue, schreckliche Details. Eine seltene und vom Aussterben
bedrohte Meeresschildkrötenart werde, so Umweltschützer am Golf, beim
kontrollierten Abfackeln des Ölteppichs bei lebendigem Leib verbrannt.
Schlimmer noch: BP stoppt Schiffe einer Hilfsorganisation, die die Tiere vor
dem Feuertod retten wollen.
Mike Ellis, ein Boots-Kapitain, der an den Rettungsfahrten teilnahm, behauptet, dass BP keine der Boote mehr in die Nähe der Feuerstellen vorlässt. BP-Arbeiter fangen dort Ölflecken mit Plastikbarrieren ein und verbrennen das Öl. "Die Tiere werden darin gefangen und verbrennen ebenso", so Ellis.