Wie im Mittelalter: Die Taliban teeren in Afghanistan schon ihre ersten Opfer.
Die Eroberung der zweit- und drittgrößten Stadt Afghanistans, Kandahar und Herat, haben die Macht der Taliban weiter zementiert. Es stehen nun 18 der insgesamt 34 Provinzhauptstädte in ihrer Gewalt. Die Radikalislamisten befinden sich vor den Toren der Hauptstadt Kabul. Aus Sicherheitskreisen heißt es, dass sich in der Provinz Logar derzeit Taliban-Kämpfer für einen Angriff auf Kabul versammeln. Der rasche Vorstoß hängt mit dem abrupten Rückzug der NATO-Truppen zusammen. Die kriegsmüde Bevölkerung gibt zum Teil widerstandslos auf.
Bilder, die derzeit in den sozialen Medien viral gehen, zeigen die grausamen Methoden, zu denen die Taliban wieder greifen. Wie der afghanische Journalist in Herat festhielt, wurden mutmaßliche Diebe mit einer Schlinge um den Hals durch die Straßen geführt. Ihre Gesichter sind dabei geteert.
Pakistans Premier als »Sprecher« der Taliban
Die USA, Kanada und Großbritannien haben mit der Evakuierung des Botschaftspersonals begonnen. Kein Fortschritt auch in den parallel zu den Angriffen laufenden Verhandlungen in Katar, an denen sich auch die USA beteiligen, zu einem Waffenstillstand. Laut Pakistans Premierminister, Imran Khan, wollen die Taliban erst an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn der afghanische Präsident Ashraf Ghani zurücktritt. Dass der pakistanische Premier als Sprecher der Taliban auftrat, wird als Provokation verstanden.
Sanktionen. Die Haltung Pakistans in diesem Konflikt sorgt schon seit Längerem für Zündstoff. Bis heute leben Kommandeure der Taliban in Pakistan. Dem Land wird vorgeworfen, die Radikalislamisten logistisch und finanziell zu unterstützen und der Rekrutierung neuer Kämpfer tatenlos zuzusehen. Die Regierung streitet das ab. Unter dem Hashtag #Sanction-Pakistan fordern erzürnte Afghanen auf Twitter nun internationale Konsequenzen gegen den südlichen Nachbarn.