Richtung Mazedonien
Tausende Flüchtlinge verlassen Idomeni
14.03.2016Wie Journalisten berichteten, wurden sie von griechischen Polizisten umringt.
Bis zu Tausend Menschen haben sich am Montag vom provisorischen Flüchtlingscamp Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze aus auf den Weg gemacht, um zu Fuß die Grenze zu Mazedonien zu überqueren. Seit rund einer Woche ist die Balkanroute geschlossen, die mazedonischen Behörden lassen seither keine Flüchtlinge mehr die Grenze passieren.
Reißender Fluß
Nach einem acht Kilometer langen Marsch durchquerten am Montag einige Hundert einen reißenden Fluss auf griechischer Seite, dessen anderes Ufer noch etwa 500 Meter von der mazedonischen Grenze entfernt ist. An dieser Stelle unweit der Ortschaft Chamilo gebe es dem Anschein nach keinen Grenzzaun mehr, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Bei dem Versuch, den Fluss Suva in Mazedonien zu überqueren, waren bereits zuvor drei Afghanen - zwei Männer und eine Frau - ums Leben gekommen sein. 23 Personen soll es nach Angaben mazedonischer Medien gelungen sein, mazedonisches Staatsgebiet zu erreichen. Sie wurden in dem seit einer Woche leer stehenden Aufnahmezentrum Vinojug bei Gevgelija untergebracht, berichteten lokale Medien.
Der Sprecher des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR, Babar Baloch, erklärte, dass es keine offiziellen Angaben gebe, wie viele Personen das Camp verlassen haben. "Vielleicht 300, 500 oder bis zu tausend", so Baloch im Gespräch mit der APA. Das UNHCR habe zwar versucht über die Umsiedelungsprogramme der EU zu informieren und die Flüchtlinge zum Umzug aus der Zeltstadt in die umliegenden Flüchtlingslager zu bewegen. "Aber die Situation hier ist wirklich nicht einfach für sie. Wir haben in den vergangenen Tagen sehr viel Verzweiflung gesehen", schilderte der Sprecher. Die Flüchtlinge könnten "nicht zurück und nicht nach vor". "Was sind dann unsere Optionen?", hätten viele gefragt.
Am Samstag - fast eine Woche nach dem EU-Gipfel - informierten die griechischen Behörden erstmals offiziell, über ein Flugblatt, über die faktische Schließung der Balkanroute, so Baloch. Die Informationslage in Idomeni ist denkbar schlecht, es kursieren viele Gerüchte, die oftmals Menschenhändler für sich nutzen.
Illegale Ausweichrouten
Die Flüchtlinge, die nun ihr Glück über alternative, illegale Routen versuchen, stammen offenbar vorwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Bei der Querung des Flusses halfen junge Männer schwächeren Flüchtlingen, damit diese nicht von der Strömung mitgerissen wurden. Später zogen griechische Bereitschaftspolizisten auf und teilten den Menschen mit, dass ihr Vorhaben sinnlos sei: Auf mazedonischer Seite würden die Flüchtlinge bereits erwartet und von den dortigen Behörden wieder zurück über die Grenze nach Griechenland gebracht. Die Bereitschaftspolizisten versuchten zwar, die Gruppe aufzuhalten, ließen sie dann aber passieren, ohne Gewalt anzuwenden.
In dem improvisierten Lager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze ist die Lage dramatisch. Nach neuem Dauerregen ist das Camp völlig verschlammt. Dutzende Menschen, darunter viele Kinder, leiden unter Atemwegserkrankungen, wie das griechische Staatsfernsehen berichtete. Die Behörden riefen die Migranten abermals auf, das Camp zu verlassen und in andere organisierte Lager im Landesinneren zu gehen. Das UNHCR schätzte am Montag die Zahl der in Idomeni verbliebenen Personen gegenüber der APA auf 10.000 bis 12.000 Personen.