So tickt der Limburger Bischof: Sein österreichischer Freund spricht in seinem Namen.
Absolutes Schweigen, Nachrichtensperre: Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist untergetaucht. Unterschlupf hat er bei einem Österreicher gefunden: Franz Xaver Brandmayr, der Rektor des päpstlichen Priesterkollegs "Anima" in Rom, hat Tebartz-van Elst bei sich aufgenommen. Das Verhältnis zwischen den beiden ist eng. Brandmayr ist ein Vertrauensmann des Bischofs. Um seine Sicht der Dinge darzulegen, hat Tebartz-van Elst seinen Freund Brandmayr nun autorisiert, im exklusiven Interview mit ÖSTERREICH die Fakten darzulegen. Ausführlich darf Brandmayr beschreiben, was der Bischof ihm in den vergangenen Tagen anvertraut hat, wie es Tebartz-van-Elst wirklich geht und was er mit dem Papst besprochen hat.
Abstand
Insgesamt elf Gebäude im Limburger Bistum ließ Tebartz-van Elst um 31 Millionen Euro renovieren - damit wurden die ursprünglich geplanten Kosten um mehr als das Zehnfache überschritten. Anfang September räumte der Bischof in einem Brief an seine Gläubigen Fehler ein, vergangene Woche musste er sich bei Papst Franziskus verantworten. Dieser verordnete dem Bischof eine Auszeit. Dann will Tebartz-van-Elst zurück nach Limburg, wie sein Vertrauter Brandmayr jetzt bestätigt.
FX Brandmayr: "Der Bischof hat keine teuren Cremes. Er ist bescheiden"
ÖSTERREICH: Wie überrascht waren Sie, dass Bischof Tebartz-van-Elst ausgerechnet bei Ihnen in Rom Unterschlupf gesucht hat?
Franz Xaver Brandmayr: Der Bischof war immer wieder bei uns zu Gast, wenn er in Rom war. Ihm ist es darum gegangen, vom Hexenkessel in Limburg Abstand zu bekommen. Schließlich ist er mit der Ryanair zu uns geflogen - aber nicht, weil er besonders billig fliegen oder Buße tun wollte. Die Lufthansa hatte ihn angerufen, dass Journalisten am Flughafen und im Flugzeug sein werden. Dann hat er rasch umgebucht.
ÖSTERREICH: Wie sehr leidet der Bischof unter der Angelegenheit? Ist er verbittert?
Brandmayr: Nein. Es gibt bei ihm keine Bitterkeit, auch keine Spur von Bosheit oder Hass. Er ist wohl aber enttäuscht, von anderen, die sich in ihrer Verantwortlichkeit plötzlich abputzen.
ÖSTERREICH: War der Bischof erleichtert, mit dem Papst sprechen zu können?
Brandmayr: Ich habe, unmittelbar nachdem er beim Papst war, mit dem Bischof geredet. Er hat mir da anvertraut, dass er über das Gespräch mit dem Heiligen Vater nicht nur erleichtert, sondern tief berührt ist. Der Papst hat ihm auch sein Verständnis und seine persönliche Zuwendung versichert, ihm gesagt, dass er zum Bruder in Not steht. Der Papst hat offenbar sehr gut verstanden, wie der Bischof die Sache sieht. Der Bischof weiß, dass der Papst alles zum Besten des Bischofs tun wird. Es gab keinen Tadel, sondern Verständnis und das gemeinsame bemühen, eine Lösung und Klärung zu finden. Immer auf Basis der Wahrheit. Nichts soll vertuscht werden.
ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass er es bereut, dass die Kosten in Limburg derart entglitten sind?
Brandmayr: Er hat sich bei den Gläubigen ja in einem Brief entschuldigt. Es tut ihm leid. Die Frage ist aber, wie weit die Kosten entglitten sind. Er hat mir geschildert, dass der Papst immer über alles ausreichend informiert war. Der Papst hat das auch bestätigt. Nun gibt es ja die Untersuchungen, die das beurteilen werden. Das Geld ist ja auch da, Limburg ist schließlich keine arme Diözese. Dem Bischof kann ja auch keiner vorwerfen, dass er sich persönlich bereichert hat. Die riesige Summe mag erschreckend sein, aber es ist niemand zu kurz gekommen und es wurde nichts verspekuliert. Der Bischof hat gesagt, dass ich Ihnen das ruhig so schildern soll. Wissen Sie, es wurden ja insgesamt elf Gebäude mit den 31 Millionen Euro gebaut oder umgebaut. Eine eigene Kapelle steht dem Bischof aus kirchenrechtlicher Sicht zu. Es handelt sich also in keiner Weise um teure Privatgemächer des Bischofs. Ich habe Fotos von seinem persönlichen Wohnbereich gesehen. Er hat keine teure frei stehende Badewanne oder teuren Cremes. Es ist alles sehr puristisch. Ich habe ihm gesagt, dass sein privater Bereich für mich als Österreicher viel gemütlicher eingerichtet sein müsste. Da hat er gelächelt und gemeint, dass er in Limburg eine klösterliche Struktur für sich haben will. Aber es ist alles von guter Qualität - schließlich soll es noch 100 Jahre oder länger stehen. Das Geld ist also gut investiert, denn Liegenschaften sind der materiell stabilste Wert, den die katholische Kirche hat.
ÖSTERREICH: Hätte es der Bischof aus dem jetzigen Standpunkt anders gemacht?
Brandmayr: Er hätte sich wohl um mehr Kommunikation mit den Gläubigen bemüht. Er hat mir gesagt, dass er auch dem Heiligen Vater gesagt hat, dass es ihm darum geht, in Limburg Räume der Begegnung für die Menschen zu haben. Es ist dort ja kein Palast des Bischofs, sondern es sollen Konferenzen abgehalten werden und es soll den Menschen ermöglicht werden, den Bischof direkt zu sprechen. Und wenn man in einer historisch wichtigen Stätte mit Qualität bauen will, dann kostet das eben.
ÖSTERREICH: Hat sich der Bischof durch die Vorfälle verändert?
Brandmayr: Er ist ebenso bescheiden und liebenswert wie immer. Er hat noch nie Extrawürste verlangt, isst, was wir Mitbrüder hier essen. Wir haben hier keine gelernte Köchin, sondern eine italienische Mama, die uns bewirtet. Pasta ist die Basis. Das füllt den Magen. Aber die italienische Küche ist sehr gut und wir essen hier wirklich hervorragend.
ÖSTERREICH: Will der Bischof zurück nach Limburg?
Brandmayr: Ja. An ihm würde es nicht liegen, er ist bereit zur Versöhnung und es wäre schön, wenn es der katholischen Kirche gelänge, alles zu klären, und es sich schließlich zeigt, dass alles korrekt gelaufen ist. Wir müssen uns jedenfalls bemühen, dass die Sache nicht in eine allgemeine Hetze entgleitet. Es ist ja eine beinahe hysterische Stimmung entstanden, was den Bischof betrifft. Auch die Mitbrüder in Deutschland konnten sich dieser Dynamik nicht entziehen. Darum ist für den Bischof der Abstand, den er in Rom bekommen hat, so wichtig. Aber klar ist auch: So eine aufgeladene, negative Dynamik entsteht nur, wenn Leute aus dem eigenen Umkreis das anschüren. Das erstaunt den Bischof. Hier zeigt sich sein ruhiger Charakter, denn er hadert nicht. Aber er versucht, nun zur Ruhe zu kommen, bis alles geklärt ist.