Nawalny-Tod

Tech-Milliardär wird zum "Moskau-Musk": Elon Musk schlägt sich auf Putins Seite

20.02.2024

Nach der vorübergehenden Sperre des X-Kontos der Nawalny-Witwe wird gefragt: Warum hat sich Musk auf die Seite des Kreml-Despoten geschlagen?

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Die nächste Aufregung um den umstrittenen Tech-Milliardär Elon Musk: Seine Online-Plattform X (früher Twitter) ließ ein gerade eröffnetes Konto der Witwe des in einer Arktis-Strafkolonie offenbar getöteten russischen Dissidenten Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, sperren. Davor hatte sie die Herausgabe der Leiche ihres Mannes gefordert: „Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen - hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen“, postete sie.

X hat sich bisher nicht geäußert, gegen welche Regeln die nun wichtigste russische Oppositionsfigur verstoßen haben soll. Eine Stunde später war das Konto wieder erreichbar. 

Schlaglicht auf Musks Moskau-Connection

Doch das Drama wirft neuerlich ein Schlaglicht auf merkwürdige Wortmeldungen und Handlungen von Musk in Bezug auf Kreml-Despot Wladimir Putin, Russland und den Ukraine-Krieg. Zuletzt musste er herbe Kritik einstecken, nachdem er dem Rechtspopulisten Tucker Carlson für das Skandal-Interview mit Putin auf X eine Bühne geboten hatte.

Bei jüngsten Gesprächen mit Republikanern im Senat über ein neues Hilfspaket von 60 Milliarden Dollar an die Ukraine schien unklar, auf welcher Seite er in dem Konflikt stehe. Es gebe „praktisch keinerlei Chance, dass Russland den Krieg verlieren wird“, verbreitete er Putin-Propaganda: Und er stellte sich gegen zusätzliche Ukraine-Militärhilfen, gerade als sich die ausgedünnten ukrainischen Truppen mit knapper Munition an Frontabschnitten zurückziehen mussten.

Im „Wall Street Journal“ wurde er bereits als „Moskau-Musk“ verhöhnt. Auch lässt er offenbar zu, dass X immer mehr zur Plattform der Kreml-Propagandisten wird.   
Musks Russland-Bilanz war bisher ein Mix aus anfänglichen wichtigen Hilfeleistungen für die Ukraine bis zum jetzigen Nachplappern der Kreml-Propaganda. Als vor zwei Jahren russische Invasoren die Ukraine überfielen, stellte Musk Kiews Militärführung Terminals für das Satelliten-Internet Starlink zur Verfügung. Die Kommunikationseinrichtung verschaffte den Verteidigern einen strategischen Vorteil gegenüber der russischen Armee. 

Starlink einfach abgestellt

Dann jedoch bekam er kalte Füße: Als die Ukraine die russische Kriegsflotte auf der Krim angreifen wollte, ließ er das Netz regional deaktivieren. Eine per Starlink gesteuerte Unterwasser-Drohne wurde harmlos an die Küste gespült nach dem Kappen des Starlink-Systems, so die Musk-Biografie „Elon Musk“. Zuletzt behauptete Kiew, dass auch Russland Starlink-Terminals im Krieg einsetzt. Die Geräte sollen am internationalen Markt gekauft worden sein. Ob Musk dagegen vorgeht, ist bisher unbekannt. 

Musk hatte sich auch mit einem Friedensplan lächerlich gemacht: Seine Ideen hörten sich an, als hätte sie ihm der Kreml direkt diktiert. Demnach dürfe Moskau die Krim behalten, fand Musk, und die Ukraine – fortan neutral – niemals der NATO beitreten. Der „Plan“ war nichts als Russen-Propaganda.

Der ehemalige Kommandant der Raumstation ISS, Terry Virts, stellte auf X die pointierte Frage: „Warum kritisiert ein US-Rüstungsunternehmer (Elon), der Aufträge in Milliardenhöhe vom Verteidigungsministerium erhält, die US-Sicherheitspolitik zugunsten unseres Feindes Russland?“

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