Terror in Moskau

ISIS veröffentlicht Foto der Attentäter

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Diese Männer sollen für den Anschlag in Moskau verantwortlich sein.

Nach dem Anschlag auf Besucher einer Konzerthalle bei Moskau ist die Zahl der Todesopfer deutlich gestiegen. Die staatliche Ermittlungskomitee sprach am Samstag von mindestens 133 Toten, im Staatsfernsehen war zuvor von 143 Toten die Rede gewesen. Der Kreml vermeldete die Festnahme von elf Personen im Zusammenhang mit dem tödlichsten Anschlag in Russland seit 20 Jahren. Darunter seien auch die vier mutmaßlichen Attentäter.

Diese waren nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes FSB auf dem Weg zur ukrainischen Grenze, als sie gefasst worden seien. Auf der ukrainischen Seite hätten sie über Kontakte verfügt. Belege für eine Verbindung in die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren Krieg führt, wurden jedoch zunächst nicht präsentiert. Die radikale Miliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich und veröffentlichte ein Foto, das die vier mutmaßlichen Attentäter zeigen soll. Der Anschlag stehe im Zusammenhang mit dem "tobenden Krieg" zwischen dem Islamischen Staat und den Ländern, die den Islam bekämpften, teilt die Nachrichtenagentur Amak, das Sprachrohr der IS-Miliz, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

 

Putin bringt die Ukraine ins Spiel

Der russische Präsident Wladimir Putin nannte den Angriff eine "barbarische terroristische Tat" und sagte in einer Fernsehansprache Samstag, alle Angreifer seien festgenommen worden und hätten versucht, in die Ukraine zu fliehen. Vorläufige Informationen deuteten darauf, dass einige Personen auf ukrainischer Seite bereit gewesen seien, sie von Russland aus über die Grenze zu lassen, sagte Putin.

Terror-Anschlag in Moskau
© APA/AFP/STRINGER
× Terror-Anschlag in Moskau

Auch Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa verurteilte den Anschlag als terroristischen Angriff. "Wir wissen jetzt, in welchem Land diese verdammten Bastarde sich vor ihrer Verfolgung verstecken wollten: in der Ukraine", erklärte sie über den Kurznachrichtendienst Telegram. Die Regierung in Kiew hatte bereits kurz nach dem Anschlag am Freitagabend erklärt, sie habe mit der Angelegenheit nichts zu tun. Ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes bekräftigte das am Samstag. Die russischen Angaben über Kontakte in der Ukraine seien ein Lüge. "Die Ukraine war natürlich nicht in diesen Terrorangriff involviert."

Terror in Moskau: Waffen und Munition gefunden
© APA/AFP/RUSSIAN INVESTIGATIVE COMMITTEE/HANDOUT
× Terror in Moskau: Waffen und Munition gefunden

Anschlag am Freitagabend

Am Freitagabend hatten Täter in Tarnkleidung mit automatischen Waffen das Feuer auf Besucher der Crocus City Hall am Rande von Moskau eröffnet, wie das für Schwerverbrechen zuständige Ermittlungskomitee mitteilte. Einige Opfer seien durch Schüsse umgekommen, andere durch einen Großbrand, der in dem Gebäudekomplex ausgebrochen sei. Medienberichten zufolge legten die Angreifer das Feuer mit Benzinkanistern, die sie in Rucksäcken transportiert hätten. Menschen flohen in Panik. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals Basa, das über gute Kontakte zu den Strafverfolgungsbehörden verfügt, wurden allein 28 Leichen in einem Toiletten-Raum entdeckt und 14 auf einer Treppe. "Viele Mütter wurden mit ihren Kindern in den Armen gefunden."

Terror-Anschlag in Moskau
© APA/AFP/UGC/-UGC
× Terror-Anschlag in Moskau

In Moskau bildeten sich am Samstagmorgen lange Schlangen von Menschen, die Blut spenden wollten. Mehr als 120 Menschen wurden bei dem Angriff nach Angaben der Gesundheitsbehörden verletzt. Beim Wegräumen der Trümmer in der Konzerthalle des Zentrums hätten Einsatzkräfte weitere Leichen gefunden, teilte das Ermittlungskomitee am Samstag auf Telegram mit. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an, hieß es.

Nach Angaben des russischen Parlamentsabgeordneten Alexander Chinschtein flohen die Angreifer in einem Renault, der von der Polizei in der Region Brjansk etwa 340 Kilometer südwestlich von Moskau Freitagabend entdeckt wurde. Nach einer Verfolgungsjagd seien zwei Personen festgenommen worden. Die anderen beiden seien zu Fuß in einen Wald geflohen. Sie wurden aber offenbar später auch festgenommen. Chinschtein zufolge wurden in dem Auto eine Pistole, ein Waffenmagazin, und tadschikische Pässe gefunden. Tadschikistan ist ein überwiegend von Muslimen bewohnter Staat in Zentralasien, der einst zur Sowjetunion gehörte.
 

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