Die Opposition droht mit Angriffen auf Regierungsgebäude außerhalb von Bangkok und warnt vor einem Bürgerkrieg.
Während Thailands Regierung und Armee einen Sturm auf das von Demonstranten besetzte Bangkoker Geschäftsviertel Ratchaprasong vorbereiten, drohen die oppositionellen "Rothemden", ihre Protestaktionen auf Gebiete außerhalb der Hauptstadt auszuweiten. Sornrak Pakjai, ein Führer der Rothemden in der zentral-thailändischen Provinz Pathum Thani, kündigte an, man werde Regierungsgebäude in der Provinz stürmen, sollte die Regierung ihre Operationen, die zum Verlust von Menschenleben führten, nicht beenden.
24 Tote, 180 Verletzte
Seit Donnerstag abend wurden bei den
bewaffneten Zusammenstößen in Bangkok 24 Menschen getötet und 179 weitere
verwundet. Unter den Verletzten sind auch vier Journalisten. Zuletzt wurde
ein Fotograf der thailändischen Zeitung "The Nation" in den Oberschenkel
geschossen, als Soldaten versuchten, eine von Rothemden errichtete
Straßenblockade aufzulösen.
Warnung vor Bürgerkrieg
Die Drohungen der Rothemden in der
Provinz Pathum Thani erfolgten, nachdem Führer der oppositionellen Bewegung
"Vereinigte Front für Demokratie und gegen Diktatur" (UDD) in Bangkok vor
einem "Bürgerkrieg" gewarnt hatten. Auch in anderen Provinzen Thailands, vor
allem im Norden und Osten des Landes, haben Demonstrationen von Rothemden
stattgefunden. Diese Kundgebungen verliefen aber offenbar friedlich.
In Pathum Thani drohten Unterstützer der UDD zudem, Straßenblockaden zu errichten, sollten die Regierung weiter auf unschuldige Menschen feuern lassen. Sollten Soldaten in die Provinz entsandt werden, werde man sich ihnen entgegenstellen, so Rothemden-Sprecher Sornrak.
Regierung gegen ausländische Vermittler
Die unabhängige
Konfliktforschungsorganisation International Crisis Group (ICG) hatte Anfang
Mai vor der Gefahr eines Bürgerkriegs in Thailand gewarnt und eine
ausländische Vermittlung empfohlen. Das lehnt aber die Regierung ab.
Gegen Abhisit und für Thaksin
Die Rothemden stammen vor
allem aus den ärmeren, ländlich geprägten Provinzen Thailands. Sie werfen
der Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva und den
hauptstädtischen Eliten vor, ihre Interessen zu missachten. Dagegen
unterstützen sie den 2006 vom Militär gestürzten Ex-Premier und Milliardär
Thaksin Shinawatra sowie dessen Anhänger, weil diese sich für die
Landbevölkerung eingesetzt hätten.
Die Rothemden sind vor allem empört, weil Abhisit nicht durch Wahlen an die Macht kam, sondern durch den mittels politischen Drucks und Massendemonstrationen herbeiführten Sturz einer frei gewählten, Thaksin-nahen Regierung. Die dafür verantwortlichen so genannten "Gelbhemden" wiederum werfen Thaksins Parteigängern Korruption und Stimmenkauf vor. Zudem fühlen sich die alten hauptstädtischen Eliten in ihrer Vormachtstellung durch eine aufstrebende neue Klasse bedroht.
Angesichts einer befürchteten weiteren Eskalation hat das Rote Kreuz rund um Bangkok Blutspendestationen errichtetet. Ein Sprecher der humanitären Organisation erklärte, die etwa 3.000 vorrätigen Bluteinheiten würden nicht ausreichen, sollte die politische Krise anhalten.
Das Institut für Notfallmedizin hat unterdessen seinen Mitarbeitern vorerst untersagt, in die gefährlichen "roten Zonen" in Bangkok zu gehen, wo scharf geschossen wird. Zuvor war ein Helfer, der mit seinem Motorrad unterwegs war, um einen Verwundeten zu bergen, erschossen worden.