Angst vor Spital

Timoschenko in Haft verprügelt

27.04.2012

Ex-Politikerin hat panische Angst vor einer Verlegung ins Spital.

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Die Fotos zeigen Julia Timoschenko mit blauen Flecken am Arm und am Bauch. Es sind die ersten Bilder, die Misshandlungen der ehemaligen ukrainischen Ministerpräsidentin belegen.

Timoschenko soll sich gewehrt haben, als sie vergangene Woche vom Gefängnis in Charkow in ein Krankenhaus überstellt werden sollte. Davor hat die Ex-Politikerin jedoch rasende Angst. Sie verweigert auch jegliche Behandlung und Blutentnahmen. Drei Gefängniswärter haben sie verprügelt.

Deutsche Ärzte appelieren an Präsident Janukowitsch
Die deutschen Ärzte der inhaftierten ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko haben an Präsident Viktor Janukowitsch appelliert, die schwer kranke 51-Jährige ausreisen zu lassen.

"Seien Sie ein den humanitären Werten verpflichteter Präsident und lassen Sie sie zur Behandlung in das europäische Ausland ausreisen", erklärte der Chef der Berliner Universitätsklinik Charité, Karl Max Einhäupl, am Freitag. Die von der ukrainischen Regierung erbetene Behandlung Timoschenkos vor Ort sah der Neurologe skeptisch.

Timoschenko gehe davon aus, dass die ukrainischen Behörden sie ganz bewusst nicht von den Schmerzen befreien wollten, sagte Einhäupl weiter. Deswegen weigere sie sich kategorisch, sich von ukrainischen Ärzten behandeln zu lassen. "Ich kann Ihnen sagen, dass wir deswegen auch ganz erhebliche Zweifel daran haben, in der Ukraine eine solche Therapie erfolgreich durchzuführen", sagte der Charité-Chef vor Journalisten.

Es sei zudem zweifelhaft, ob die 51-Jährige mit der Entsendung von ein oder zwei Ärzten geheilt werden könne. Bei ihrem fortgeschrittenen Krankheitsstadium sei eine komplexe Behandlung eines großen Teams nötig.

Berliner Charité würde Timoschenko behandeln
Einhäupl bekräftigte, die Charité sei bereit, Timoschenko in Berlin zu behandeln. Nach Aussagen der Ärzte leidet die Oppositionsführerin an einem nicht behandelten und sehr schmerzhaften Bandscheiben-Vorfall, der sich zu einem chronischen Leiden ausgeweitet hat. Nach den Worten des Mediziners haben deutsche Ärzte auf Bitten der Familie Timoschenkos die Oppositionsführerin untersucht. "Wir sind von keiner politischen Institution in irgendeine Position gedrängt worden", versicherte Einhäupl.

Der Leiter ihrer Charité-Klinik für Orthopädie, Norbert Haas, stellte am Freitag ein neues Gutachten vor. Gemäß diesem habe sich der Gesundheitszustand Timoschenkos "deutlich verschlechtert". Es gebe "erhebliche Zweifel" an einer erfolgreichen Therapie Timoschenkos in der Ukraine, sagte auch Haas. Das behandelnde Krankenhaus in Charkiw im Osten des Landes sei zwar "neu hergerichtet", einige Therapien seien dort jedoch nicht möglich. Einhäupl betonte, er sehe "einen Grund, Frau Timoschenko in kurzer Zeit noch einmal zu besuchen". Dies solle möglichst "in den nächsten sieben Tagen" geschehen.

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