Kranke Oppositionsführerin wird in Spital in Charkiw behandelt.
Die inhaftierte Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko soll ab Dienstag von einem deutschen Arzt in der Ukraine behandelt werden. Timoschenko habe ihre vorläufige Zustimmung erteilt, dafür in ein Krankenhaus in Charkiw verlegt zu werden, teilte der Chef der Berliner Klinik, Karl Max Einhäupl, am Freitag mit. Ein Mediziner von der Charite werde dann umgehend mit ihrer Behandlung beginnen, wobei er von ukrainischen Ärzten unterstützt werde, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der deutschen und ukrainischen Ärzte, die Timoschenko zuvor zusammen untersucht hatten.
Timoschenko im Hungerstreik
Der Gesundheitszustand Timoschenkos hat sich nach Einschätzung ihrer Tochter weiter verschlechtert. "Sie ist viel schwächer, als sie noch vor ein paar Tagen war", sagte Jewgenija Timoschenko im ZDF am Donnerstagabend, die ihre Mutter nach eigenen Angaben am selben Tag im Gefängnis besucht hatte. Sie müsse liegen und könne sich zurzeit "praktisch gar nicht bewegen". Die Bitten der Familie, den Hungerstreik zu beenden, seien bisher erfolglos. "Sie hat aus verschiedensten Gründen ein Interesse an diesem Hungerstreik", sagte die 32-jährige Jewgenija Timoschenko.
Ukraine verteidigt Umgang mit Timoschenko
Der für Außenpolitik zuständige Vizepräsident der ukrainischen Regierungspartei, Leonid Koschara, verteidigte Koschara den Umgang der ukrainischen Behörden mit Timoschenko. In ihrer Zeit als Regierungschefin habe die Politikerin "verbrecherisch" gehandelt und der Ukraine 2009 "kolossalen Schaden" bei Gasverhandlungen mit Moskau zugefügt.
Zugleich drohte Kiew Deutschland mit wirtschaftlichen Konsequenzen als Reaktion auf den Boykott der Fußball-EM. Das EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine liegt derzeit auf Eis. "Ohne Abkommen wird der deutsche Zugang zum ukrainischen Markt begrenzt sein. Deutsche Hersteller werden verlieren", sagte Koschara.
© AP Photo
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Die Inhaftierung der früheren Ministerpräsidentin hat in Europa zu einem Konflikt im Umgang mit der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine und Polen geführt. Alle Mitglieder der EU-Kommission haben angekündigt, der Veranstaltung fernzubleiben.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hält einen Boykott hingegen für den falschen Weg. Stattdessen sollten Politiker und Sportfunktionäre, die in die Ukraine reisten, die Gelegenheit nutzen, um auf die schweren Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen und von der ukrainischen Regierung einen besseren Menschenrechtsschutz fordern, sagte der Generalsekretär von Amnesty Deutschland, Wolfgang Grenz, Handelsblatt Online.