Auch die Anklage gegen den Verstorbenen soll untersucht werden.
Die russischen Behörden sollen einen Skandal um einen in Untersuchungshaft gestorbenen Rechtsanwalt strenger untersuchen. Die Haftbedingungen von Sergej Magnitski und die Maßnahmen der Ärzte müssten genau geprüft werden. Diese Anweisung erteilte Präsident Dmitri Medwedew dem Generalstaatsanwalt Juri Tschaika. Zudem solle geklärt werden, ob die Anklage gegen Magnitski angemessen gewesen sei. Nach Magnitskis Tod hatte Medwedew die Entlassung von 20 leitenden Strafvollzugsbeamten angeordnet.
"Elite der Staatsanwälte" soll untersuchen
Der namhafte Wirtschaftsanwalt war Ende 2009 offiziell an Herzversagen gestorben. "Ich habe die Elite der russischen Staatsanwälte auf diesen Fall angesetzt", kündigte Tschaika am Dienstag nach Angaben der Moskauer Agentur Interfax an.
Die Behörden werfen Magnitski Mitschuld an Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor. Der Anwalt hatte vor seinem Tod am 16. November 2009 über Schmerzen geklagt, jedoch sollen Aufseher und Ärzte in dem Moskauer Gefängnis nicht reagiert haben. Der Jurist Medwedew hatte nach dem rätselhaften Tod eine Reform des oft als unmenschlich geltenden Strafvollzugs in Russland angekündigt.
Generalstaatsanwalt Tschaika klagte zugleich über "offenen Druck" aus Washington auf die russische Justiz. Eine Gruppe einflussreicher US-Kongressmitglieder, darunter der republikanische Senator und Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain, hatte in einem Antrag ein Einreiseverbot für 60 russische Amtspersonen gefordert, die für Magnitskis Tod verantwortlich sein sollen.