Südkorea

Todes-Fähre: "Es war Mord!"

21.04.2014


Die Bergung der Unglücksopfer kommt schleppend voran und könnte Monate dauern.

Zur Vollversion des Artikels
© EPA
Zur Vollversion des Artikels

„Die Taten des Kapitäns und einiger Besatzungsmitglieder waren vollkommen unverständlich, inakzeptabel und kamen Mord gleich.“ Mit scharfen Worten verurteilte Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye die Crew der Sewol. Die Fähre war am Mittwoch mit 476 Passagieren gesunken.

Die Crew habe die Passagiere „im Stich gelassen“, jetzt sollen die Verantwortlichen rasch vor Gericht, so Park. Am Montag wurden vier weitere Crewmitglieder verhaftet. Doch die Hauptverantwortung wird bei Kapitän Lee Joon-seok (69) gesucht. Jetzt erregt ein altes Werbevideo mit ihm die Gemüter.

Bergung könnte noch bis zu zwei Monate dauern
Bis Montag wurden 65 Leichen geborgen, 238 werden noch in der Fähre vermutet. Taucher und Mini-U-Boote arbeiten sich im Wrack langsam vor. Doch widrige Wetter­bedingungen erschweren die Arbeiten – sie könnten noch bis zu zwei Monate dauern.

Chaos. Am Montag veröffentlichte Audio-Aufzeichnungen werfen weiter schiefes Licht auf die missglückte Evakuierung: Auf der Brücke der Fähre herrschte wüstes Durcheinander. Die örtliche Schifffahrtskontrolle forderte per Funk zur Einleitung der Evakuierung auf. Aber die Lautsprecher funktionierten nicht.

All das trägt zur Wut unter den Angehörigen bei. Viele campieren in einer Turnhalle in Jindo, nahe dem Unglücksort. Was ihnen bleibt, ist die Hoffnung, dass die Körper ihrer Liebsten bald gefunden werden.

Kapitän warb für Fähre

In einem Video für den Fährenbetreiber pries der Kapitän die Sicherheit an.

In einem alten Werbe­video zeigte sich Todeskapitän Lee Joon-seok stolz auf die Sewol: „Die Passagiere, die mit uns nach Jeju fahren, sind sicher unterwegs. Sicherer als mit jedem anderen Transportmittel – solange sie den Anweisungen der Crew folgen.“ Welche Ironie, dass gerade das Zögern der Crew jetzt unzählige Passagiere das Leben kostete.

In einem Zeitungsinterview von 2004 berichtete Lee zudem, dass er bereits in der Vergangenheit als Kapitän von Bord eines sinkenden Schiffes gerettet werden musste.

(küe)

Zur Vollversion des Artikels