„Wir sterben, und alle schauen zu“, mailen die eingeschlossenen Menschen aus Aleppo.
Die Bomben fallen in Minutentakt auf den Ostteil der Stadt, in der noch immer rund 300.000 Menschen ausharren. Assads Luftwaffe fliegt einen Angriff nach dem anderen. Seit die Waffenruhe gescheitert ist, versuchen syrische Regierungstruppen mithilfe der Russen rücksichtslos Fakten vor Ort zu schaffen.
Der von mehr als zehn Rebellengruppen, darunter ISIS, Al-Nusra und Al- Kaida gehaltene Ostteil soll ausgebombt und überrannt, die Rebellen zur Flucht oder zur Aufgabe gebombt werden: „Wir hocken in unseren Wohnungen, niemand wagt sich mehr raus. Wir sterben, und die Welt schaut zu“, postete der syrische Journalist Zouhir al-Shimale am Freitag aus Aleppo.
Flugzettel als Warnung vor der Groß-Offensive
Sturm. Vor der massiven Offensive wurden Aleppos Bewohner mehrmals gewarnt: „Halten Sie sich von Positionen der Terroristen fern“, hieß es auf Flugzetteln, die abgeworfen wurden. Auch wurde auf mehrere Fluchtkorridore hingewiesen, die alle nützen können, auch die Rebellen. Ziel der Offensive ist die Rückeroberung des Ostteils der Stadt. Vermutet wird, dass mit dem Flächenbombardement und dem Artillerie-Beschuss eine Bodenoffensive vorbereitet werden soll.
Bodentruppen nach tagelangem Bombardement
Die Lage der Menschen scheint zunehmend aussichtsloser. Seit Wochen harren sie ohne Versorgung aus. Es gibt kein Fließwasser, kaum Lebensmittel, keinen Strom, keine medizinische Versorgung.
Zwar hielt die von USA und Russland ausgehandelte Feuerpause für Aleppo einige Tage an. Ein UN-Hilfskonvoi, der zu Wochenbeginn starten hätte sollen, wurde aber zerbombt. 31 von 60 Lkws, die Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel geladen hatten, gingen in Flammen auf. 13 Helfer wurden getötet: „Ein Kriegsverbrechen“, so die Vereinten Nationen.
Wann die finale Bodenoffensive in Aleppo starten wird, ist offen: „Das hängt von der Situation vor Ort und von den Verlusten der Terroristen ab“, hieß es am Freitag aus syrischen Militärkreisen.
Karl Wendl