Extremismusforscher Peter Neumann rechnet mit vermehrten Terror-Anschlägen in Europa.
Durch den neuen Krieg im Nahen Osten steigt auch in Europa die Terrorgefahr. Österreich erhöhte etwa die Warnstufe von 3 auf 4 und damit auf die zweithöchste Gefahrenlage. Für Extremismusforscher Peter Neumann vom King’s College London ist die Gefahr dabei äußerst real – der Top-Experte rechnet sogar mit einer neuen dschihadistischen Terrorwelle.
"Der Konflikt überhaupt"
„Vor etwas mehr als 10 Jahren führte der syrische Bürgerkrieg zu einer noch nie dagewesenen dschihadistischen Mobilisierung -- auch hier in Europa“, schreibt Neumann auf Twitter. Der aktuelle Konflikt zwischen Israel und Hamas sei zwar nicht identisch, es gebe aber Ähnlichkeiten.
Warum ich eine neue dschihadistische Terrorwelle befürchte. Ein Thread????????
— Peter R. Neumann (@PeterRNeumann) November 6, 2023
„Genauso wie damals wird der Konflikt über soziale Medien transportiert“, so Neumann., genauso wie damals geht es auch um einen Konflikt im Nahen Osten. „Aber im Gegensatz zu Syrien ist dieser nicht „irgendein" Bürgerkrieg oder Konflikt zwischen Muslimen. Für Islamisten ist es *der* Konflikt überhaupt: Juden gg. Muslime, Heiliges Land, Jerusalem. Klarer geht es nicht“, so der Top-Experte.
"Neue Welle des Terrorismus"
Viele „würden wahrscheinlich am liebsten vor Ort kämpfen“, dies sei aber nicht möglich. „Wer sich aktuell radikalisiert, muss sich seine Ziele also hier suchen. Und diese werden vermutlich v.a. im Zusammenhang mit Israel und Juden stehen“, so der Forscher weiter.
„Ich befürchte, dass uns in Europa eine neue Welle des dschihadistischen Terrorismus bevorsteht. Und dass diese noch dramatischer werden könnte als das, was wir Mitte der 2010er Jahre erlebt haben“, so das Fazit von Neumann. Die Idee des terroristischen Einzeltäters unter Dschihadisten sei so weit verbreitet, dass es gar keine Netzwerke mehr braucht. „ Umso wichtiger ist deshalb, dass sich die Behörden jetzt sehr schnell und intensiv mit dem (wieder-)auflebenden Phänomen beschäftigen.“