Mehr als 300 Tote
Tornado zerlegt die USA
29.04.2011
Nach dem Sturm herrscht nun Angst vor einer großen Flut.
Eine Familie steht inmitten der Trümmer ihres Hauses: Im Arm hält das Ehepaar seine kleinen Kinder, in den Augen hat sich der Schreck eingenistet. Die Spuren der Katastrophe haften an ihrer Kleidung. Der Todes-Tornado hat ihnen alles genommen, aber sie haben überlebt.
„Wie ein Monster“
Solche Schreckensbilder sehen wir dieser Tage zu Tausenden. Es sind Bilder wie im Krieg. Der Todes-Tornado im Süden der USA, der schlimmste seit fast 80 Jahren, hat bis Freitag in sechs Bundesstaaten mehr als 320 Tote und Tausende Verletzte gefordert. Allein in Alabama fanden die Helfer mehr als 225 Tote. Todesopfer wurden auch in Mississippi, Tennessee, Georgia, Virginia und Kentucky gefunden.
Die Menschen sind verzweifelt: „Es war wie ein Monster“, berichtet ein Augenzeuge. „Als ob jemand eine Bombe abgeworfen hätte“, sagt ein anderer Amerikaner. Seit Mittwoch fegte das dunkle Wolkenmonster mit Spitzen von bis zu 300 km
h übers Land. Gebäude fielen wie Kartenhäuser in sich zusammen, Autos und Möbel hoben durch die Luft ab, Stromleitungen hängen jetzt in Fetzen von den Masten – die Schäden gehen in die mehreren Milliarden Dollar.
Wetterlage bleibt kritisch
Am Freitag suchten Soldaten und Rettungsteam nach weiteren Vermissten, allein die Nationalgarde schickte 2.000 Mann. Auch US-Präsident Barack Obama reiste mit seiner Frau Michelle ins Katastrophengebiet. Er sagte: „Es sind herzzerreißende Verluste, ich verspreche allen Opfern finanzielle Hilfe.“
Die Gefahr ist aber noch nicht gebannt. Experten prognostizieren für Samstag eine neue Schlechtwetter-Front – mit Tornados, Hagel, Überschwemmungen und Blitzschlag. Sie rechnen an den Flüssen Mississippi und Ohio mit dem schlimmsten Hochwasser seit 1937. Die Angst vor einer tödlichen Flut ist jetzt allgegenwärtig. (prj)
Experte: Wie ein Tornado entsteht
Tornados entstehen, wenn Warm- auf Kaltluft trifft und sich durch Gewitterwolken ein abwärts gerichteter Wirbel bildet (siehe unten). Ein Phänomen, das auch in Österreich vorkommt. ZAMG-Experte Christian Ortner: „Auch bei uns gibt es Tornados. Sie sind natürlich schwächer als in den USA. Hotspots sind das Wiener Becken und Graz – pro Jahr sind es bis zu 10 Tornados.“
Quelle: APA / Hirsch