Ägypten

Tote bei Straßenschlachten - Mursi in U-Haft

26.07.2013


Machtkampf zwischen Islamisten und Militär spitzt sich zu.

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Bei Zusammenstößen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo Samstag früh hat es zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf ägyptische Staatsmedien, es seien mindestens 75 Menschen gestorben und 1.000 weitere verletzt worden. Nach Angaben der Muslimbrüder wurden mehr als 70 Protestierende durch einen Angriff der Sicherheitskräfte getötet. Ein Sprecher der Muslimbrüder, Gehad el-Haddad, sagte, die Zahl der Opfer könnte noch viel höher sein.

Dutzende Tote
Im ägyptischen Programm des TV-Senders Al-Jazeera hieß es, 120 Menschen seien bei dem Vorfall am Rande einer 24-Stunden-Wache von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi nahe einer Moschee getötet und etwa 4.500 weitere verletzt worden. Von den Sicherheitskräften lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Der Sprecher der Muslimbrüder sagte weiter, die Sicherheitskräfte hätten gezielt auf Anhänger des entmachteten Präsidenten geschossen. "Sie schießen nicht, um zu verletzen, sie schießen, um zu töten", sagte der Sprecher.

Machtkampf
Nach Angaben der Mursi nahestehenden Muslimbrüderschaft wurden Demonstranten in Kopf und Brust geschossen. Zunächst habe die Polizei in der Nacht mehrfach Tränengas eingesetzt. Dann hätten Sicherheitskräfte aus nächster Nähe auf Menschen geschossen, sagte El-Haddad. Reporter am Ort des Geschehens sagten, auch Stunden nach Beginn der heftigen Unruhen seien noch Schüsse zu hören gewesen.

In der Hafenstadt Alexandria meldete das Gesundheitsministerium sieben Tote bei Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis.

Bereits am Freitag war es zu erneuten Zusammenstößen gekommen. Dabei hatte es neun Tote und 200 Verletzte gegeben. Die meisten Toten gab es in Alexandria, der zweitgrößten Stadt des Landes.

Die amtliche Nachrichtenagentur MENA berichtete, die Polizei habe auf der Straße zum Kairoer Flughafen im Morgengrauen Tränengas auf steinewerfende Demonstranten gefeuert. Es seien Schrotgewehre abgefeuert worden, doch sei unklar, wer dafür verantwortlich sei. Ein Anführer der Muslimbruderschaft, Murad Mohammed Ali, erklärte dagegen, die Polizei habe mit scharfer Munition auf die Demonstranten geschossen. Mehr als 600 Menschen seien verletzt worden.

   Die Anhänger Mursis wollen mit den Dauerprotesten erreichen, dass der am 3. Juli vom Militär gestürzte Präsident wieder eingesetzt wird. Am Freitag war die ohnehin angespannte Lage weiter angeheizt worden, als die Justiz eine zweiwöchige Untersuchungshaft gegen Mursi anordnete. Dies sei ein "böswilliger Versuch", die öffentliche Meinung in dem Land zu "provozieren", erklärte daraufhin das Mursi-Lager. Der Haftbefehl solle offenbar die Demonstrationen für Mursi von ihrem "friedlichen Charakter abbringen". Die Justiz in Kairo begründete die Anordnung der Untersuchungshaft mit dem Verdacht einer Verschwörung mit der palästinensischen Hamas und dem Vorwurf der Beteiligung an einem gewaltsamen Gefängnisausbruch.

 



 

 
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