Proteste in Ägypten
Tote im Urlaubs-Paradies
26.01.2013
Nach den Todesurteilen gegen Fußballrowdys geriet Gewalt in Ägypten außer Kontrolle.
Zwei Ereignisse führten zu den neuerlichen blutigen Straßenschlachten in Ägypten: Zuerst demonstrierten Zehntausende am Tahrir-Platz in Kairo am zweiten Jahrestag des Sturzes von Ex-Diktator Hosni Mubarak gegen Neo-Präsident Mursi: neun Tote, Dutzende Verletzte.
Verwandte wollten das Gefängnis stürmten
Dann verhängte ein Gericht in Kairo 21 Todesurteile gegen Fußballfans. Sie hatten am 1. Februar 2012 im Stadion von Port Said bei einem Match zwischen den Traditions-Clubs al-Masry und al-Ahly ein Massaker verursacht: 74 Zuschauer kamen ums Leben, Hunderte wurden schwer verletzt. Die blutigste Fußballtragödie seit Jahren.
Die Todesurteile (gegen 73 weitere Angeklagte, darunter neun Polizisten, wird erst verhandelt) feuerten die Wut weiter an.
Verwandte der Verurteilten brachen unter Schreikrämpfen zusammen. In Port Said versuchten Hunderte, das Gefängnis zu stürmen, in dem die Verurteilten inhaftiert sind: „Es kam zu Feuerduellen zwischen Verwandten und Sicherheitskräften“, schildert ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary im ÖSTERREICH-Gespräch (siehe Interview). Zumindest 30 Menschen wurde allein in Port Said getötet.
Während die Fußball-Eskalation rasch abkühlen könnte, werden die politischen Proteste gegen Präsident Mursi und seine Moslembruderschaft unvermindert weitergehen: „Solange Mursi die Opposition nicht an der Macht beteiligt“, sagt Karim El-Gawhary, „ist dieses Land nicht zu beruhigen“.
Karim El-Gawhary: "Wut auf Urteil und die Politik von Mursi ... "
ÖSTERREICH: Was sind die Ursachen für die blutigen Zusammenstöße?
Karim El-Gawhary: Zwei Komponenten fielen zusammen: die Proteste gegen Präsident Mursi zum Jahrestag der Revolution und die 21 Todesurteile gegen Fußballrowdys, die vor einem Jahr im Stadion von Port Said bei Zusammenstößen den Tod von 74 Menschen verursacht haben. Der Frust über die momentane Politik und die Wut über die Urteile feuerten den landesweiten Protest an. In Port Said gingen die Menschen sogar mit Waffen aufeinander los.
ÖSTERREICH: Wie sehr trifft das wieder den Tourismus in Ägypten?
El-Gawhary: Die von Österreichern bevorzugten Touristenzentren am Roten Meer, in Luxor und auch bei den Pyramiden in Gizeh sind nicht beeinträchtigt. Die Proteste konzentrieren sich auf Port Said, Alexandria und den Tahrir Platz im Zentrum der Hauptstadt Kairo.
Karl Wendl