Bei Gefechten
Tote wegen Drogenboss in Jamaika
25.05.2010
Die Regierung will einen gesuchten Drogenboss an die USA ausliefern.
In der jamaikanischen Hauptstadt Kingston sind bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern eines gesuchten Drogenbosses bisher mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Es gab zudem mehrere Verletzte infolge der bereits seit zwei Tagen andauernden Auseinandersetzungen. Polizisten und Soldaten stürmten ein Armenviertel der Stadt. Dort soll sich der gesuchte Drogenboss aufhalten, den die Regierung an die USA ausliefern will. Bei den Toten handelt es sich um zwei Polizisten, einen Soldaten und einen Zivilisten. Es gab zudem nicht bestätigte Berichte über weitere zivile Opfer und den Abwurf von Sprengsätzen aus Militärhubschraubern.
Reisewarnung für Kingston
Die Regierung hatte den
Ausnahmezustand über Teile der Hauptstadt verhängt, das US-Außenministerium
gab eine Reisewarnung für den Großraum Kingston heraus. Die Karibik-Insel
Jamaika ist ein beliebtes Urlaubsziel von Touristen aus den USA und Europa.
Die Spannungen auf der Insel hatten bereits im Laufe der vergangenen Woche zugenommen, nachdem Ministerpräsident Bruce Golding angekündigt hatte, das Auslieferungsverfahren für den Drogenboss Christopher "Dudus" Coke auf den Weg zu bringen. Die USA beschuldigen ihn des Kokain- und Waffenhandels. Der Staatsanwaltschaft zufolge ist Coke der Anführer der berüchtigten Verbrecherorganisation "Shower Posse", die während der Drogenkriege der 1980er Jahre Hunderte Menschen ermordete.
Schwere Explosionen
Starke Armee- und Polizeieinheiten begannen
am Montag mit der Erstürmung des Stadtviertels Tivoli Gardens, in dem sich
der mutmaßliche Gangsterboss Coke (41) verschanzt hat. Wie lokale Medien am
Montagnachmittag (Ortszeit) berichteten, waren in den Straßen des Viertels
schwere Explosionen zu hören und Rauchschwaden zu sehen. Cokes Anhänger
versperrten die Zufahrten zu Tivoli Gardens unweit des Stadtzentrums mit
Barrikaden, sie verschanzten sich auch auf den Dächern der Häuser des
Viertels und beschossen die angreifenden Sicherheitskräfte. Inzwischen
griffen die Unruhen auch auf die zur Metropolenregion zählenden Stadt
Spanish Town über, wo am Morgen die Polizeiwache beschossen wurde. Auch aus
anderen Stadtteilen wurden Schießereien gemeldet.