Sieben Tote in Südtirol

Totraser: 'Es wäre besser gewesen, ich wäre gestorben'

06.01.2020

Der Unfallfahrer aus Südtirol spricht über Reue. Jetzt starb ein weiteres Unfall-Opfer im Spital an ihren Verletzungen.

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© FF Luttach/Privat
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Bozen. Der Südtiroler Unfallfahrer, der am Sonntag in eine Gruppe deutscher Skiurlauber gerast war, bereut nach Angaben seines Anwalts das tödliche Unglück. Alessandro Tonon sagte am Montag, der 27-Jährige sei sich bewusst, dass er vor der Fahrt getrunken habe.

Aber als er den Wert von fast zwei Promille erfahren habe, sei er verwundert gewesen: Er habe sich nicht für so stark alkoholisiert gehalten. Alessandro Tonon ist nach eigenen Angaben Pflichtverteidiger des Mannes. Er hatte zuvor schon mit anderen Medien gesprochen.
 

Weiteres Opfer im Spital gestorben

Nach dem schweren Verkehrsunfall in Luttach in Südtirol ist am späten Montagnachmittag eine weitere in das Unglück involvierte Frau gestorben. Sie hatte sich dem Unfall in lebensgefährlichem Zustand befunden und erlag in der Innsbrucker Klinik ihren Verletzungen, so der Südtiroler Sanitätsbetrieb. Damit kamen bei dem Unfall sieben Personen ums Leben, eine weitere ist in sehr kritischem Zustand.
 
Aus Datenschutzgründen gab der Südtiroler Sanitätsbetrieb keine weiteren Details bekannt. Bei den direkt beim Unfall getöteten Personen handelt es sich um drei Männer und drei Frauen aus Nordrhein-Westfalen. Drei Personen befinden sich noch auf der Intensivstation in Innsbruck, Bozen und Bruneck, der Zustand des Patienten in Bozen wurde als "sehr kritisch" beschrieben. Jene elf Personen, die bei dem Unfall mittelschwere und leichte Verletzungen davontrugen, sind auf dem Weg der Besserung. Manche konnten bereits entlassen werden.
 
Bei den Todesopfern handelt es sich um drei Männer und vier Frauen aus Nordrhein-Westfalen. Elf weitere Personen wurden verletzt, vier davon schwer. Wie seitens des Südtiroler Sanitätsbetriebs kommuniziert wurde, befanden sich am Montag vier der Verletzten weiter auf der Intensivstation, zwei davon in Innsbruck, jeweils eine Person in Bozen und Bruneck. "Der Zustand des Patienten in Bozen ist weiterhin sehr kritisch, auch einer der zwei Patienten, die in Innsbruck aufgenommen worden sind, ist in Lebensgefahr", hieß es. Die sieben Mittel- und Leichtverletzten befanden sich auf dem Weg der Besserung, manche konnten bereits entlassen werden. Die Leichen wurden bereits freigegeben. Da die Todesursache klar sei, habe man keine Autopsie angeordnet, so die Staatsanwaltsschaft Bozen.
 

Von Freundin getrennt

Sein Mandant habe ihm gesagt, er sei alleine im Unfallwagen gewesen. Er und seine Freundin hätten sich getrennt. Das habe aber mit dem Unfall im Wintersportort Luttach nichts zu tun, betonte der Jurist. Der Unfallfahrer sitzt seit Montag im Gefängnis in Bozen. Er habe ihm ungefähr gesagt: "Es wäre besser gewesen, ich wäre gestorben anstelle der anderen Menschen."
 
Polizei und Staatsanwaltschaft in Südtirol ermitteln weiter zu den Umständen der Alkoholfahrt. Der Mann war in die Gruppe junger Skitouristen gerast. Dabei starben sieben Menschen im Alter um die 20 Jahre, weitere elf wurden verletzt. Eine Person kämpfte im Krankenhaus in Innsbruck in Österreich ums Überleben. Alessandro Tonon sagte, er rechne mit einer Vernehmung durch einen Untersuchungsrichter Mitte der Woche.
 

Wegen Suizidgefahr polizeilich überwacht

Der 27-jährige Unfalllenker wurde am Montag ins Gefängnis nach Bozen überstellt. Zuvor war er wegen Suizidgefahr unter polizeilicher Bewachung in der Psychiatrie angehalten worden. Nach Angaben seines Pflichtverteidigers Alessandro Tonon zeigt der 27-Jährige Reue. Er habe ihm ungefähr gesagt: "Es wäre besser gewesen, ich wäre gestorben anstelle der anderen Menschen." Ihm sei bewusst gewesen, dass er vor der Fahrt getrunken habe, er habe sich aber nicht für so stark alkoholisiert gehalten, wie nach dem Unfall erhoben wurde. Laut Staatsanwaltschaft wies der Südtiroler einen Blutalkoholgehalt von 1,97 Promille auf. Der Anwalt rechnete mit einer Vernehmung durch einen Untersuchungsrichter Mitte der Woche.
 
Derzeit deutet nach Angaben der Staatsanwaltschaft alles darauf hin, dass der Beschuldigte zu schnell unterwegs war. Dies soll über ein Expertengutachten geklärt werden. Dem 27-Jährigen werden mehrfache Tötung im Straßenverkehr sowie schwere Körperverletzung zur Last gelegt. In Italien gilt Alkohol als erschwerender Umstand und führt zu einer Erhöhung der Strafe - dem 27-Jährigen drohen bis zu 18 Jahre Haft.
 
Der schwere Verkehrsunfall hat in und weit über Südtirol hinaus tiefe Bestürzung ausgelöst. Unter anderem zeigten sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der italienische Ministerpräsident Giusepe Conte (parteilos) in Stellungnahmen tief betroffen und sprachen den Familien und Freunden der Opfer ihr Mitgefühl aus.
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