Mach's gut
Trauer & Rätsel um Knut
20.03.2011Welt weint um Eisbären. Starb er an Stress, wurde er getötet?
Zuerst lachten einige Zoobesucher noch. Sie dachten, Knut würde tanzen. Der Eisbär zuckte kurz auf, drehte sich mehrmals im Kreis. Dann brach er zusammen, stürzte ins Wasser und war tot. Kinder schrien auf, entsetzte Eltern führten sie zur Seite. Eine Frau wurde bewusstlos, der Notarzt wurde gerufen. Knuts Körper trieb kopfunter im Wasser, der Zoo sperrte das Gelände.
Knuts letzte Minuten - hier das Video:
Am leeren Bärenfelsen weinten auch am Sonntag Menschen, einige legten Rosen mit schwarzem Trauerflor ab. "Tschüss Knut!", haben Alicia und Reiner in ihrer krakeligen Kinderschrift geschrieben. "Wir haben Dich sooo geliebt!", steht auf einem Zettel.
Schon ranken sich Mythen um seinen viel zu frühen Tod . Ist er an gebrochenem Herzen gestorben? Für Verhaltensforscher keine abwegige Theorie. Auch Tiere würden am Verlust von Bezugspersonen leiden. Knut könnte den Tod seines Pflegers nicht verkraftet haben.
Im Internet kursieren sogar Gerüchte über eine mögliche Vergiftung.
Hier treibt Knuts
Kadaver im Wasser - © Carlo Anfossi/dapd
Drei Weibchen waren
zu viel Stress
Die Wahrheit dürfte profaner sein: Knut verbrachte die letzten Monate seines Lebens als gerade Vierjähriger und noch nicht geschlechtsreifer Bär in der Gesellschaft von drei alten Eisbärendamen. Zuvor hatte er eine kurze Romanze mit Gianna, doch die Eisbärendame musste zurück in den Münchner Zoo.
Das Trio – seine Mutter Tosca, Nancy und Katjuscha, alle über 20 – isolierte ihn, ließ ihm nur wenig Platz. "Mobbing" gegen Knut, hieß es. Katjuscha griff ihn einmal so heftig an, dass er rückwärts ins Wasser stürzte.
Eisbären-Experten übten damals schon scharfe Kritik. Sein Leben mit den drei Weibchen sei "monoton, nicht zeitgemäß und grausam". Die Tierrechtsorganisationen Vier Pfoten und PETA, auch die Grünen forderten Verbesserungen. Knut leide unter Stress. Es war zu spät, nun soll die Eisbärenhaltung im Zoo ganz eingestellt werden.
Als ob Fluch auf Knut lasten würde …
Pfleger Dörflein mit dem kleinen Knut (2003) - © AP Photo/Knosowski
Ganze 810 Gramm wog der winzige Eisbär bei seiner Geburt am 5. Dezember 2006. Nach 33 Jahren Pause war Knut der erste wieder in Berlin geborene Eisbär. Knuts Zwilling starb vier Tage nach der Geburt, die Mutter verstieß ihn, aber Tierpfleger Thomas Dörflein gab nicht auf. Knut nuckelte an seinen Händen, spielte und raufte mit ihm. Mit Presley-Liedern sang Dörflein ihn in den Schlaf, er lehrte den Bären das Schwimmen. Er widmete dem Bärenbaby sein Leben.
Dann der Schicksalsschlag: Dörflein stirbt unerwartet. Mit nur 44 Jahren erlag er im September 2008 einem Herzinfarkt.