Der Grund für gescheiterte Geldübergabe wird inzwischen immer unklarer.
Mit einem Gottesdienst haben etwa 100 Heidenheimer am Mittwoch früh der entführten und ermordeten Frau des Sparkassenchefs gedacht. Unter den Trauernden in der katholischen Bonifatiuskirche im Ortsteil Schnaitheim waren auch Oberbürgermeister Bernhard Ilg und Landrat Hermann Mader. Gespielt wurde unter anderem das Kirchenlied "Wir sind nur Gast auf Erden".
Weiterer Gottesdienst geplant
Am Nachmittag will die Familie von
Maria Bögerl in der Dreifaltigkeitskirche Abschied nehmen. Ein weiterer
Gottesdienst ist für diesen Donnerstag in der Franz-Josef-Kapelle im Teilort
Nietheim geplant. In der Nähe war am vergangenen Donnerstag die Leiche der
54-Jährigen entdeckt worden.
Im Fall der entführten und ermordeten Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl werden die Angaben zum Scheitern der Lösegeldübergabe immer widersprüchlicher. Der Ehemann der Opfers, Sparkassenchef Thomas Bögerl, wies die Darstellung der Polizei in Deutschland vom Dienstagabend zurück, er habe sofort und "ohne Bitte der Polizei" erklärt, er könne die Lösegeldsumme von 300.000 entsprechend den Tätervorgaben beschaffen. Bögerl sagte dazu den "Stuttgarter Nachrichten" vom Mittwoch: "Ich habe nie darauf bestanden, das Lösegeld selbst zu besorgen. Der Betrag wurde besorgt, mehr möchte ich dazu nicht sagen".
Grund für geplatzte Geldübergabe immer unklarer
Der
gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge versuchte
die Heidenheimer Polizei wegen Bögerls "Angebot" auch nicht, das Lösegeld
selbst zu besorgen. Der Täter habe in einem einzigen Telefonat um 11.25 Uhr
eine "atypische Stückelung" des Betrags gefordert. Deshalb habe sich die
Beschaffung des Lösegelds bis 15.00 Uhr verzögert. Der Ehemann habe es
deshalb erst um 15.27 Uhr und damit verspätet am vereinbarten Ort an der
Autobahn A 7 ablegen können.
Demgegenüber hatte das Magazin "Stern" vorab berichtet, die Übergabe sei an "Polizei-Bürokratie" gescheitert: Die Bank, bei der die Polizei das Lösegeld besorgen sollte, habe zu wenig Bargeldreserven vor Ort gehabt. Die Geldbeschaffung habe deshalb über den Ehemann des Entführungsopfers laufen müssen. Doch erst etwa eine Dreiviertelstunde vor dem geforderten Übergabetermin sei festgestellt worden, dass ein Teil des Lösegeldes fehlte. Erst gegen 15.00 Uhr sei die ganze Summe vorhanden gewesen.
"Definitiv falsch"
Ein Polizeisprecher widersprach
zudem der Darstellung der "Stuttgarter Nachrichten", dass der
Sparkassendirektor in einem zweiten Telefonat mit dem Täter versucht habe,
ihm eine zusätzliche Stunde Zeit für die Geldübergabe abzuringen. "Dies ist
definitiv falsch, Herr Bögerl hat nur einmal mit dem Entführer gesprochen",
sagte der Sprecher.
Am Mittwochnachmittag nahmen unterdessen Angehörige, Freunde und hunderte Bürger der Stadt mit einem Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche von Heidenheim Abschied von Maria Bögerl. Die Mutter von zwei Kindern war am 12. Mai aus dem Haus der Familie verschleppt worden. Ihre Leiche wurde am vergangenen Donnerstag in einem Waldstück bei Nietheim entdeckt. Sie war von dem Täter erstochen worden. Am Mittwochabend sollte der Fall ein zweites Mal in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt werden. Die Polizei erhofft sich davon Hinweise auf einen mit einem Phantombild gesuchten möglichen Zeugen.