Treffen in Paris
Trump: "Die Welt wird gerade ein bisschen verrückt"
08.12.2024Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat gegenüber dem designierten US-Präsidenten Donald Trump seine Forderung nach einem "gerechten Frieden" und Sicherheitsgarantien für sein Land bekräftigt.
"Wir alle wollen Frieden. Aber es ist sehr wichtig für uns (...), dass der Frieden für uns alle gerecht ist", sagte er am Samstag bei einem Dreiertreffen mit Trump und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron anlässlich der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre Dame in Paris.
Sein Land benötige außerdem "starke Sicherheitsgarantien". Nach dem erneuten Begegnung mit Trump im Elysée schrieb Selenskyj in Online-Netzwerken, er habe "ein gutes und produktives" Treffen mit Trump und Macron gehabt. "Wir alle wollen, dass dieser Krieg so bald wie möglich und auf gerechte Weise beendet wird", fügte er hinzu. Bei dem Gespräch seien die "Situation vor Ort" und Möglichkeiten für "einen gerechten Frieden" erörtert worden.
Anlass der Besuche von Trump und Selenskyj war die feierliche Wiedereröffnung von Notre-Dame am Abend. Die gotische Kirche war 2019 durch ein Feuer schwer beschädigt worden, in der Folge wurde sie mit Hilfe von Spenden aus aller Welt in Höhe von 846 Millionen Euro aufwändig restauriert.
Trump: "Es scheint, dass die Welt gerade ein bisschen verrückt wird"
Macron hatte die Wiedereröffnung der Pariser Kathedrale am Samstag genutzt, um Trump und Selenskyj zu politischen Gesprächen zu treffen. Am Nachmittag empfing Macron zunächst den republikanischen US-Wahlsieger mit der republikanischen Garde, einem Händeschütteln und einer kurzen Umarmung. Etwa eine Dreiviertelstunde nach Trump traf Selenskyj am Amtssitz des französischen Präsidenten ein.
Trump lobte zum Auftakt des Treffens seine "großartigen Beziehungen" zu Macron. Mit Blick auf die zahlreichen Konflikte in aller Welt sagte der künftige US-Präsident: "Es scheint, dass die Welt gerade ein bisschen verrückt wird und wir werden darüber sprechen." Macron rief nach dem Dreiertreffen dazu auf, das gemeinsame Engagement "für Frieden und Sicherheit fortzusetzen". Selenskyj bezeichnete das Treffen als "produktiv".
Designierter US-Präsident will Ukraine-Krieg beenden
Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, den Krieg schon vor seiner Vereidigung zu beenden, ohne jedoch zu erklären wie. Es wird befürchtet, dass der künftige US-Präsident die Ukraine-Hilfe kürzt und Kiew so zur Anerkennung von Gebietsverlusten an Russland gezwungen sein könnte. Nach einem früheren Treffen zwischen Trump und Selenskyj hatte letzterer sich allerdings zuversichtlich gezeigt.
An der Zeremonie zur Wiedereröffnung nahmen außer Macron, Trump und Selenskyj etwa 40 Staats- und Regierungschefs teil. US-Präsident Joe Biden ließ sich von seiner Frau Jill vertreten.
Auch Nehammer traf Selenskyj
Auch Bundeskanzler Karl Nehammer hatte sich vor der Unterredung Selenskyjs mit Macron und Trump mit dem ukrainischen Präsidenten getroffen und ihm dabei Österreich als Ort für Friedensgespräche angeboten. Auf X bedankte sich Nehammer bei Selenskyj für "das gute und tiefgehende Gespräch heute in Paris". "Österreich steht als neutrales Land jederzeit bereit, um Gastgeber für Friedensgespräche zu sein", fügte er hinzu. Nehammer hatte zuvor bereits in einem Telefonat mit Trump Österreich als Ort für Friedensgespräche angeboten.
Selenskyj seinerseits gab in seinem Post auf X keinen Hinweis auf Friedensgespräche. "Ich habe meinen Dank für die Unterstützung Österreichs für die Ukraine zum Ausdruck gebracht, und wir haben über eine Ausweitung dieser Unterstützung für das kommende Jahr gesprochen, wobei der Schwerpunkt auf der Unterstützung unseres Energiesystems im Winter und dem Schutz der Ukrainer vor dem russischen Terror liegen wird", schrieb er.
Einladung an Österreich
"Ich habe Österreich eingeladen, sich der gemeinsamen Unterstützungserklärung der G-7 für die Ukraine anzuschließen und ein bilaterales Abkommen über eine langfristige künftige Unterstützung zu unterzeichnen", fügte er hinzu. "Gemeinsam müssen wir Russland dazu zwingen, einen dauerhaften und gerechten Frieden zu schaffen."
Für Trump ist es die erste Auslandsreise und die erste Begegnung mit vielen seiner künftigen Amtskolleginnen und -kollegen seit seiner Wahl Anfang November. Er will sich unter anderem in der Ukraine-Politik von seinem Vorgänger Joe Biden absetzen.
Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, den Krieg schon vor seiner Vereidigung zu beenden, ohne jedoch zu erklären wie. Es wird befürchtet, dass der künftige US-Präsident die Ukraine-Hilfe kürzt und Kiew so zur Anerkennung von Gebietsverlusten an Russland gezwungen sein könnte. Nach einem früheren Treffen zwischen Trump und Selenskyj hatte letzterer sich allerdings zuversichtlich gezeigt.
Nach der erneuten Begegnung mit Trump im Elysée erklärte Selenskyj, er habe "ein gutes und produktives" Treffen mit Trump und Macron gehabt. Es müsse verhindert werden, dass Russland "oder ein anderer Aggressor" sein Land jemals wieder angreifen könne, hieß es in einer Erklärung auf der Website des ukrainischen Präsidialamts. "Und das ist das Wichtigste: ein gerechter Frieden und Sicherheitsgarantien, starke Sicherheitsgarantien für die Ukraine", betonte Selenskyj demnach.
Macron rief seinerseits dazu auf, das gemeinsame Engagement "für Frieden und Sicherheit fortzusetzen". "Vereinigte Staaten, Ukraine und Frankreich. Gemeinsam an diesem historischen Tag. Zusammengekommen für Notre-Dame", schrieb er bei X.
Am Abend empfing Macron die zur Notre-Dame-Eröffnung angereisten Spitzenpolitikerinnen und -politiker zum Dinner in den Elysée-Palast. Macron selbst steht innenpolitisch massiv unter Druck. Seit dem Sturz der Regierung von Premierminister Michel Barnier ist Macron zunehmend mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Bisher lehnt er diese ab. Es wird damit gerechnet, dass er am Montag einen neuen Regierungschef ernennt.
Macron unter Druck
Macron selbst steht innenpolitisch massiv unter Druck. Seit dem Sturz der Regierung von Premierminister Michel Barnier ist Macron zunehmend mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Bislang lehnt er diese ab. Es wird damit gerechnet, dass er am Montag einen neuen Regierungschef ernennt.