Milliardär Donald Trump lässt mit neuer Provokation aufhorchen.
Donald Trump, Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner in den USA, hat wegen des Massakers von Kalifornien ein Einreiseverbot für alle Muslime in die Vereinigten Staaten gefordert und damit Empörung ausgelöst. In Erklärung vom Montag sprach er von einem "für jeden offensichtlichen Hass" unter Muslimen auf Amerikaner, der "jenseits aller Vorstellungskraft" liege.
Gilt auch für Studenten
Bis klar sei, wie auf das Problem reagiert werden solle, "kann unser Land nicht das Opfer von furchtbaren Angriffen von Menschen werden, die nur an den Jihad glauben und keine Vernunft oder Respekt vor Menschenleben kennen". Trumps Wahlkampfleiter Corey Lewandowski bestätigte auf Anfrage per E-Mail, dass nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Touristen und Studenten unter das Verbot fallen sollten.
Der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Ben Rhodes sagte dem Sender CNN in einer ersten Reaktion der US-Regierung, Trumps Vorschlag "widerspreche amerikanischen Werten". Der Chef des Rates für amerikanisch-islamische Beziehungen, Ibraham Hooper, sprach von einer "faschistischen Aussage". US-Präsident Barack Obama hatte in einer Rede am Sonntag zu religiöser Toleranz nach den Anschlägen aufgerufen.
"Trump ist verwirrt"
Auch Trumps innerparteilichen Rivalen für die Nominierung der Republikaner gingen auf Distanz. "Donald Trump ist verwirrt", erklärte Jeb Bush über Twitter. Auch Lindsey Graham erklärte über den Internet-Dienst, die Forderung sei "geradezu gefährlich". Ihr Parteifreund Ben Carson erklärte seinerseits, der Glaube sollte zwar nicht zu einem Kriterium gemacht werden, wer einreisen dürfe. Jedoch sollte jeder Besucher während seines Aufenthalts in den USA überwacht werden. Dies sei in anderen Staaten eine gängige Praxis, sagte Carson.
Trump führt in Umfragen vor den anderen Republikanern im Rennen um die Kandidatur. Ob seine Aussage Folgen für seine Beliebtheitswerte haben würde, war zunächst unklar. In einer nach dem Angriff in Kalifornien erhobenen Reuters/Ipsos-Umfrage erklärten jüngst 69 Prozent der Republikaner, sie hätten eine gewisse Angst vor Muslimen. Bei den Demokraten waren es 39 Prozent.
Länger radikalisiert
Der pakistanischstämmige US-Bürger Syed Farook hatte am vergangenen Mittwoch zusammen mit seiner pakistanischen Ehefrau Tashfeen Malik die Weihnachtsfeier seines städtischen Arbeitgebers in San Bernardino gestürmt. Das Paar, beide Muslime, tötete 14 Menschen und verletzte 21 weitere, bevor es von der Polizei erschossen wurde.
Das FBI erklärte am Montag, dass Farook und Malik bereits "seit einiger Zeit" einer radikalen Auslegung des Islam gefolgt seien. Die genauen Umstände der Radikalisierung seien unklar. Malik soll der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Onlinenetzwerk Facebook die Treue geschworen haben.
7 Millionen Muslime
Trump hatte in den vergangenen Wochen wiederholt mit islamfeindlichen Äußerungen für Empörung gesorgt. Ende November antwortete er bei einem Wahlkampfauftritt im Staat Iowa auf die Frage, ob er eine zentrale Erfassung von Muslimen in den USA unterstütze: "Ich würde das sicherlich umsetzen, absolut." Muslime könnten an verschiedenen Orten registriert werden, "nicht nur in Moscheen". Später sagte er, dass "tausende Muslime" in den USA am 11. September 2001 den Anschlag auf das New Yorker World Trade Center bejubelt hätten.
In den USA leben nach Schätzungen des Rats für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) bis zu sieben Millionen Muslime. Demnach gibt es fast 2.000 Moscheen, islamische Zentren und Schulen.
US-Präsident Barack Obama hatte seine Landsleute in einer Fernsehansprache am Sonntag ermahnt, Muslime nach dem Massaker in San Bernadino nicht unter Generalverdacht zu stellen und den Kampf gegen Extremisten zu einem "Krieg zwischen Amerika und dem Islam" zu machen. Obama erklärte, die IS-Miliz spreche "nicht im Namen des Islams". Ihre Anhänger seien "Gauner und Mörder".