Donald Trump Junior verteidigt sich: "Recherche über die Opposition".
Nach der Veröffentlichung brisanter E-Mails zu Russland-Kontakten wächst der Druck auf den ältesten Sohn von US-Präsident Donald Trump. Die Dokumente belegen, dass sich Donald Trump Junior während des US-Wahlkampfs auf ein Angebot einließ, belastendes Material über die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton aus russischer Quelle zu erhalten.
In einem Interview mit dem Sender Fox News verteidigte der Präsidentensohn sein Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaja (Weselnizkaja). "Für mich war das eine Recherche über die Opposition", sagte Trump Jr. am Dienstag. Er räumte zugleich allerdings ein: "Im Rückblick hätte ich die Dinge wahrscheinlich etwas anders gemacht."
Trump Jr. hatte zuvor einen Mailwechsel mit dem Publizisten Rob Goldstone vom Juni 2016 veröffentlicht. Darin zeigt er sich erfreut über die Aussicht, von Russland belastendes Material über die demokratische Kandidatin Hillary Clinton erhalten zu können.
Das eigentliche Treffen verlief in seinen Augen enttäuschend, wie er gegenüber Fox News sagte. Die Begegnung seien "nur 20 vergeudete Minuten" gewesen. Seinem Vater habe er nichts von dem Treffen erzählt. "Es war nichts, es gab nichts zu berichten", sagte er.
US-Präsident Trump stärkte seinem Sohn am Dienstag den Rücken. "Mein Sohn ist eine Person von großer Qualität, und ich begrüße seine Transparenz", hieß es in einer Erklärung Trumps. Vizepräsident Mike Pence war hingegen um Distanz bemüht. Er habe von dem Treffen nichts gewusst, ließ er mitteilen. Pence beschäftige sich nicht mit Vorfällen aus dem Wahlkampf, insbesondere nicht aus der Zeit, bevor er selbst als Trumps Stellvertreter kandidierte, hieß es in einer Erklärung seines Büros.
Heftige Kritik kam vonseiten der Demokraten. Clintons Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine erklärte, die neuen Enthüllungen deuteten auf einen Meineid und "möglichen Verrat" hin. Der demokratische Senator Ron Wyden sagte, angesichts der E-Mails stehe nun außer Frage, dass Trumps Wahlkampfteam versucht habe, "mit einer feindlichen ausländischen Macht zu konspirieren, um Amerikas Demokratie zu untergraben".
Der Zeitung "New York Times" zufolge kam es am 9. Juni 2016 zu dem Treffen von Trumps Sohn mit der russischen Anwältin. Daran hätten auch der Schwiegersohn des Präsidenten, Jared Kushner, und Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort teilgenommen.
Der Geheimdienstausschuss des Senats will Parlamentskreisen zufolge Trump Jr. als Zeugen befragen und von ihm die Herausgabe von Dokumenten fordern. Auch der Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses strebt Befragungen an. Dabei gehe es nicht nur um Trumps Sohn, sondern auch um alle anderen Personen, die mit dem Treffen zu tun hatten, sagte der Abgeordnete Adam Schiff, der führende Demokrat in dem Gremium.
"Die größte Gefahr für dieses Land ist meiner Meinung nach, dass die Russen kompromittierende Informationen besitzen", betonte er. "Das amerikanische Volk muss wissen, dass unser Präsident in seinem Namen handelt - und nicht, weil er Angst hat, dass die Russen Dinge veröffentlichen, die ihm oder seiner Familie schaden."
Trump Jr. war am Dienstag bemüht, die Begegnung herunterzuspielen. Die Medien und die Demokraten hätten es extrem auf die "Russlandgeschichte" abgesehen, schrieb er auf Twitter. "Wenn dieses Nonsens-Treffen alles ist, was sie nach einem Jahr haben, verstehe ich die Verzweiflung!" Sein Anwalt sagte der "New York Times", sein Mandant habe nichts Falsches getan, werde aber mit den Ermittlern zusammenarbeiten.
US-Juristen sind sich uneins, ob Trump Jr. wegen des Treffens mit der Anwältin verklagt werden könnte. Ebenso besteht kein Konsens darüber, ob er damit gegen Wahlkampfgesetze verstoßen hat. Auch die neuen E-Mails schienen nach dem ersten Eindruck keinen Hinweis auf einen Rechtsbruch zu liefern. Allerdings dürfte die Enthüllung die verschiedenen Ermittlungen in der Russland-Affäre befeuern.
Mehrere Kongressausschüsse sowie ein Sonderermittler gehen dem Verdacht nach, Russland könnte die US-Wahl zugunsten von Trump beeinflusst haben. Die Regierung in Moskau weist die Vorwürfe zurück. Der US-Präsident hat erklärt, es habe keine Absprachen gegeben.