Anti-Harris Spots

Trump-Lager mit Frontal-Angriff auf Harris

22.07.2024

Einwanderung, Inflation, Biden-Nähe: Trump-Lager attackiert Harris 

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Das Lager des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump steuert um: Nachdem US-Präsident Joe Biden am Sonntag zugunsten seiner Stellvertreterin Kamala Harris auf eine erneute Kandidatur verzichtete, hat die Make America Great Again (MAGA) Inc, ein Hauptfinanzier der Trump-Kampagne, in aller Eile die Anti-Biden-Fernsehspots gestoppt.

Nun werden 30-Sekunden-Spots gegen Harris gezeigt, in denen die 59-Jährige beschuldigt wird, Bidens Gebrechen vor der Öffentlichkeit verborgen zu haben. "Kamala wusste, dass Joe den Job nicht machen konnte, also hat sie ihn gemacht. Schauen Sie sich an, was sie erreicht hat: eine Invasion an der Grenze, eine galoppierende Inflation, den Tod des amerikanischen Traums", sagt der Sprecher in dem Spot.

So soll Harris attackiert werden

Dies ist nur das sichtbarste Zeichen dafür, dass Trump seine Wahlkampfstrategie radikal umsteuert. Harris soll vor allem auf drei Feldern attackiert werden: Einwanderung, Lebenshaltungskosten und die Nähe zu Biden. Sie sei die "Co-Pilotin" des US-Präsidenten, heißt es in Kreisen der Wahlkampf-Leitung des Republikaners. Nur wenige Tage nachdem Trump ein Attentat auf einer Wahlkampfveranstaltung überlebt hat, verändert sich damit der Fokus der Kampagne. Allerdings habe man sich seit Wochen auf den Fall vorbereitet, dass Biden aus dem Rennen aussteigen und sich für eine Kandidatur Harris aussprechen sollte.

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Das scheint auch nötig: Denn eine 59-jährige schwarze, asiatisch-amerikanische Frau erzeuge auf jeden Fall eine völlig neue Dynamik in der Auseinandersetzung mit dem 78-jährigen Trump, sagen Wahlkampfstrategen. Sie verkörpere einen möglichen Generationen- und Kulturbruch. Immerhin haben die Bürgerinnen und Bürger der Vereinigten Staaten in ihrer 248-jährigen Geschichte noch keine Frau zum Präsidenten gewählt.

"Harris wird leichter zu schlagen sein als Joe Biden", zeigte sich Trump im Sender CNN kurz nach Bidens Ankündigung am Sonntag überzeugt. Und ein Berater macht klar, dass man auch vor persönlichen Angriffen nicht zurückschrecken wird. So wird sie von Republikanern in Anspielung auf ihr Lachen als "Kamala cackling" bezeichnet. Auch Trump selbst, der dafür bekannt ist, seine Gegner mit abwertenden und manchmal beleidigenden Worten anzugreifen, gab seinen Anhängern bei einer Kundgebung in Michigan am Samstag einen Vorgeschmack für die kommende Auseinandersetzung: "Ich nenne sie 'lachende Kamala'. Haben Sie jemals ihr Lachen gesehen? Sie ist verrückt. An einem Lachen kann man viel erkennen. Sie ist verrückt."

Knappe Umfragen

Der republikanische Stratege Chip Felkel warnt, Harris könne unterschiedliche Teile der Wählerschaft ansprechen. Tatsächlich haben jüngste Umfragen gezeigt, dass Harris mit Trump anscheinend konkurrieren kann. In einem angenommenen Kopf-an-Kopf-Duell lagen Harris und Trump in einer Reuters/Ipsos-Umfrage vom 15. und 16. Juli mit jeweils 44 Prozent Unterstützung gleichauf.

Harris sei in der Lage, "eine energischere Kampagne mit Begeisterung bei jüngeren Wählern und farbigen Menschen" zu führen, nachdem Biden Mühe hatte, diese wichtigen Wählerschichten anzusprechen, sagt auch Rodell Mollineau, ein Stratege der Demokraten und langjähriger Kongressberater. Und als ehemalige Staatsanwältin und Generalstaatsanwältin von Kalifornien sowie ehemalige US-Senatorin könnte Harris "ihre jahrelange Erfahrung in Rechtsstreitigkeiten nutzen, um Trump vor dem Gericht der öffentlichen Meinung effektiv zu verfolgen", meint Mollineau.

Bereits vor Sonntag hatte die Trump-Wahlkämpfer Überlegungen angestellt, wie sie Ressourcen umschichten würden, falls Biden aus dem Rennen aussteigen sollte, so eine Quelle aus dem Trump-Lager. Die republikanische Politikberaterin Jeanette Hoffman sagt, dass eines der Hindernisse für Harris Kandidatur ihre enge Bindung an Biden sein würde. Harris "repräsentiert nicht den Wandel, nach dem Amerika sucht", sagte Hoffman.

Inhaltlich soll die wahrscheinliche Gegnerin Trumps mit Bidens Einwanderungspolitik in Verbindung gebracht werden, die nach Ansicht der Republikaner für den starken Anstieg der Zahl der Menschen verantwortlich ist, die die Südgrenze zu Mexiko illegal überqueren. Eine weitere Angriffslinie soll sich um die Wirtschaft drehen. Meinungsumfragen zeigen immer wieder, dass die Amerikaner unzufrieden sind mit den hohen Lebensmittel- und Treibstoffkosten sowie den Zinssätzen, die den Kauf eines Hauses weniger erschwinglich gemacht haben.

Allerdings wollen die Republikaner ganz sicher gehen. Da noch gar nicht klar ist, ob Harris die Nominierung der Demokraten wirklich schafft, habe seine Gruppe Untersuchungen gleich über mehrere mögliche Kandidaten der Demokraten in Auftrag gegeben, sagt der Geschäftsführer von MAGA Inc, Taylor Budowich. "MAGA Inc. ist auf alle Ergebnisse einer Demokratischen Partei vorbereitet, die nur Chaos und Misserfolg gebracht hat."

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