Bauernebel-Blog
Tschüss Wählerinnen! "Krieg gegen Frauen"
22.08.2012
"Krieg gegen Frauen" der Radikal-Republikaner wirft Romney zurück.
Wenigstens nannte Senats-Kandidat und "House"-Abgeordneter Todd Akin die Sache mal beim Namen - und offenbarte die mittelalterlichen Ansichten radikaler Republikaner gegenüber Frauen einer nationalen Audienz. Seit Jahren läuft ja der regelrechte Feldzug der Konservativen, angefeuert durch religiöse Eiferer der "Tea Party", gegen Frauenrechte, besonders auf Staaten-Ebene sollten Abtreibungen erschwert, mitunter sogar praktisch verboten werden, sogar die Empfängnisverhütung geriet ins Visier der GOP-Extremisten.
Ihre radikalen Theorien waren jedoch bisher meist nur einer kleinen Schicht politisch Interessierter bekannt, die sich zumindest ab und wann die schrillen Debatten auf den News-Kanälen antun.
Doch Akins Aussagen vom Wochenende sind für die Partei - und auch ihrem Spitzenkandidaten Mitt Romney ein Super-GAU.
Akin plauderte in einem TV-Interview da von "legitimen Vergewaltigungen", meinte wohl "wirkliche, echte Vergewaltigungen", deutet damit an, dass es für ihn offenbar verschiedene Grade beim Erzwingen von Geschlechtsverkehr durch Männer gibt... Bei "echten Vergewaltigungen" jedenfalls, und das hätten ihm "Ärzte" verraten, käme es praktisch niemals zu Schwangerschaften, da der "weibliche Körper sich abstelle". Dieser Logik folgend wäre auch die Debatte über ein Verbot von Abtreibungen selbst im Fall einer Vergewaltigung ja eigentlich akademisch.
Akin bot der Nation – unter dem totalen Medien-Mikroskop zweieinhalb Monate vor den Präsidentschaftswahlen - einen Einblick in die Denkweise dieser Frömmler. Wen kümmern Fakten, wenn auf Anekdoten, Gerüchte und natürlich viel Glauben vertraut werden kann: Tatsächlich werden klarerweise 5 % aller vergewaltigten Frauen schwanger, der exakt gleiche Prozentsatz wie bei jedem einvernehmlichen, ungeschützten Sex-Akt.
Gleichzeitig wurde Akin für Team Romney zum Albtraum: Ab Montag will die Partei den Obama-Herausforderer mit Hilfe millionenteurer "Stagecraft" in warmen Tönen zeichnen, vor allem wegen der latent hohen Arbeitslosigkeit enttäuschte Wechselwähler von der Wirtschaftskompetenz Romneys überzeugen. Stattdessen stürzte Akin Romney und die Republikaner in eine peinliche Abtreibungsdebatte, offenbarte, wie Obama-Stratege David Axelrod feixte, den "wahren Charakter der Konservativen". Für Team Obama ist der Skandal ein Geschenk des Himmels: Prompt schritt er Montag höchstpersönlich zum Presse-Briefing, dem ersten seit Monaten, und stellte klar: "Vergewaltigung ist Vergewaltigung". Fast genüsslich müssen die Demokraten nun auch das Drama verfolgen, da sich Akin dem Druck der Partei widersetzt und seine Kandidatur fortsetzen will.
Akin wirft auch ein schiefes Licht auf Romneys "Sidekick" Paul Ryan: Die beiden arbeiteten im Repräsentantenhaus eng zusammen bei Gesetzesentwürfen zum Verbot von Abtreibungen - auch im Fall von Vergewaltigungen. Romney und Ryans frenetische Distanzierungen von ihrem einstigen Parteifreund wirken hohl. Genüsslich rückte die linke "HuffPost" mit dem Titel "RomneyAkinRyan2012" den Frauenfeind an das GOP-Duo heran.
Obama führt laut CNN-Umfrage bei Frauen mit 9 % Vorsprung, noch deutlicher in anderen Umfragen. Bei alleinstehenden Frauen ist der Vorsprung sogar 29 %. Romney kann ohne die Unterstützung der Wählerinnen nicht Präsident werden, als Kandidat einer an den rechten Rand gedrifteten Partei dürfte die Millionen-Show in Tampa kaum ausreichen für eine Image-Korrektur.
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