Sparprogramm auf Eis: Alexis Tsipras (40) geht im Blitztempo auf Konfrontation mit EU.
Griechenlands neuer Ministerpräsident dreht jetzt zahlreiche Reformpläne seines konservativen Vorgängers zurück:
- Tsipras lässt Tausende Ex-Beamte, die im Zuge der Sparmaßnahmen gefeuert wurden, wieder einstellen. Allein 2014 waren 9.500 Beamte entlassen worden.
- Privatisierungen gestoppt: Der Hafen von Piräus (größter des Landes ) wird nicht verkauft. Verhandlungen mit chinesischen Investoren im Umfang von 320 Mio. Euro wurden abgesagt.
- Der Energiekonzern PPC wird nun doch nicht zerschlagen.
- Tsipras geht auch außenpolitisch auf Konfrontation mit der EU: So distanzierte er sich von möglichen neuen Sanktionen gegen Putin, stimmte einer gemeinsamen Erklärung der EU-Staats- und Regierungschefs nicht zu.
Absturz
Als Folge der ersten Radikalschritte der neuen Linksregierung sind die Finanzmärkte des Landes regelrecht abgestürzt. Am Mittwoch erlitten sowohl die Aktien als auch die Kurse von Staatsanleihen starke Verluste. Der Börsen-Leitindex ASE in Athen brach zeitweise um 7,42 Prozent auf 725,20 Punkte ein. Tsipras lässt sich davon nicht beeindrucken: „Wir sind eine Regierung der nationalen Rettung, unser Ziel ist Schuldenerleichterung.“ Und: „Die Politik der Unterwerfung ist vorbei.“
K. Wendl
"Texaner" als Finanzchef in Athen
Lederjacke, Glatze, harte Worte: Yanis Varoufakis ist Griechenlands neuer Finanzminister. Der Wirtschaftsprofessor gilt als Starökonom, 2012 musste er wegen Morddrohungen Athen verlassen – er hatte in Blogs über Skandale griechischer Banken berichtet. Varoufakis wanderte nach Texas aus, machte sich als Buchautor international einen Namen. Er gilt als vehementer Spargegener. Das Reformprogramm Griechenlands nannte er „fiskalisches Waterboarding“.
(wek)