Erdogan kündigte eine "wichtige Entscheidung" für Mittwoch an.
Nach dem fehlgeschlagenen Putsch geht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit einem Kahlschlag im Bildungswesen gegen seinen im US-Exil lebenden Erzrivalen Fethullah Gülen vor. Die Regierung entzog am Dienstag Zehntausenden Lehrern vor allem an Privatschulen die Lehrberechtigung, alle Dekane und Rektoren an den Universitäten sollen einem Medienbericht zufolge entlassen werden.
21.000 Lehrer an Privatschulen verloren ihre Lehrerlaubnis, 1577 Hochschuldekane sollen gehen. Das Bildungsministerium verordnete 15.200 Mitarbeitern eine Zwangspause. Ihnen werden Verbindungen zu den Putschisten und zur Gülen-Bewegung vorgeworfen, die zahlreiche Privatschulen betreibt.
Todesstrafe
Erdogan bekräftigte in einer Rede in Istanbul seine Bereitschaft zur Wiedereinführung der Todesstrafe. Deren Abschaffung sei kein Hindernis. "So wie diese Unterschriften getätigt worden sind, können sie auch zurückgenommen werden. Es reicht, dass unser Parlament das entscheidet. Es sind keine Gesetze, die man nicht verändern kann." Erdogan verwies bei CNN auf einen Wunsch seines Volkes nach der Höchststrafe. "Warum sollte ich sie (die Putschisten) auf Jahre hinweg im Gefängnis halten und füttern? Das sagen die Leute."
Der Präsident kündigte weitere Konsequenzen nach dem gescheiterten Putsch von Teilen des Militärs an. An diesem Mittwoch werde es Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrats und des Kabinetts geben, sagte er vor Regierungsanhängern in Istanbul. Dabei werde eine "wichtige Entscheidung" fallen, zu der er sich nicht näher äußerte.
Dossiers über Gülen
Die Türkei hat nach eigenen Angaben vier Dossiers über den türkischen Prediger Gülen an die USA geschickt. Seine Regierung verlange die Auslieferung Gülens, sagte der türkische Justizminister Bekir Bozdag nach Angaben des Nachrichtensenders CNN Türk. Die Regierung in Ankara macht den im US-Bundesstaat Pennsylvania lebenden Prediger für den gescheiterten Putschversuch verantwortlich. Die Türkei wirft seinen Anhängern vor, im Land parallele Strukturen aufgebaut zu haben. Gülen weist die Vorwürfe zurück.