Ankara
Türkei bestätigt Angriff auf Nordsyrien
13.02.2016
Türkei bombardiert Kurden und Regierungstruppen in Syrien.
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat einen Angriff auf den Norden Syriens am Samstag bestätigt. Die türkische Armee habe dort Ziele der kurdischen PYD angegriffen, sagte Davutoglu zu Journalisten und forderte, die Gruppe solle sich aus dem Gebiet bei Asas zurückziehen, das sie kürzlich erobert habe.
Antwort auf "Bedrohung"
"Im Rahmen der Einsatzregeln haben wir auf Kräfte in Asas und Umgebung geantwortet, die eine Bedrohung darstellten." Offenbar mit Blick auf die Partei der Demokratischen Union (PYD), deren bewaffneter Arm die YPG sind, sprach Davutoglu demnach von einer "Terrorgruppe, die ein Arm des syrischen Regimes ist" und bei den "russischen Luftangriffen gegen Zivilisten kollaboriert und daran mitschuldig ist".
Die Türkei betrachtet die Partei der Demokratischen Union (PYD) als terroristische Organisation mit Verbindungen zur Kurdischen Arbeiterpartei PKK. Ihr militärischer Arm sind die Volksverteidigungseinheiten PYD.
Bei einem weiteren Angriff sei der Beschuss eines türkischen Postens in der südlichen Region Hatay durch syrische Regierungstruppen erwidert worden. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Nusra-Front
Asas liegt in dem von Rebellen wie der islamistischen Nusra-Front kontrollierten Korridor, der von der türkischen Grenze bis nach Aleppo führte. Die syrischen Regierungstruppen haben ihn bereits vor Tagen abgeriegelt. Der Korridor grenzt auch an das Kurdengebiet im Norden Syriens. Dort haben kurdische Kämpfer mit Unterstützung der russischen Luftwaffe die Rebellen von dem Militärflughafen Minakh (Menagh, Minnigh) und aus einem Dorf südlich von Asas vertrieben. Nach kurdischen Angaben wurden diese Orte aber nicht von der YPG eingenommen, sondern von der Kurdengruppe Jaish al-Thuwwar. Ein Vertreter der Kurden bestätigte am Samstag, dass Minakh beschossen worden sei. Der Militärflugplatz ist rund 13 Kilometer Luftlinie von der türkischen Grenze entfernt. Die syrischen Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad hatten die Kontrolle über den Flughafen bereits im August 2013 verloren.
Die YPG kontrollieren große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens. Zwischen den USA und der Türkei schwelt seit Monaten ein Streit über die Rolle der Kurden im syrischen Bürgerkrieg. Washington unterstützt die PYD militärisch. Für Washington sind die Kurden wichtige Verbündete im Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien.
Kurz bevor die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mit Sitz in Großbritannien über den türkischen Einsatz berichtete, hatte der türkische Regierungschef Davutoglu den syrischen Kurden mit Angriffen gedroht. Die türkische Luftwaffe sei in Syrien zu den gleichen Aktionen in der Lage wie im Nordirak, wo sie immer wieder PKK-Stellungen bombardiert, sagte Davutoglu in der osttürkischen Stadt Erzincan.
PKK und PYD
"Die Führungsstruktur und die Ideologie von PKK und PYD sind identisch", sagte der türkische Regierungschef. "Diejenigen, die sagen, sie seien keine Terrorgruppen, kennen entweder die Region nicht oder haben schlechte Absichten", sagte er mit Blick auf die Haltung Washingtons.
Der Flughafen Minakh liegt zwischen zwei wichtigen Routen, die von Aleppo aus ins nördlichere Asas führen. In der Provinz läuft derzeit eine Offensive der syrischen Regierungstruppen mit Unterstützung russischer Luftangriffe.