Der libysche Diktator hat bis jetzt "leider nicht geantwortet".
Die Türkei hat dem libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi Unterstützung bei einem Gang ins Exil angeboten. Gaddafi habe bisher allerdings "leider nicht geantwortet", sagte Regierungschef Recep Tayyip Erdogan am Freitagabend im türkischen Fernsehen. Die NATO erhöhte unterdessen ihren militärischen und politischen Druck auf Libyen.
"Keine andere Wahl"
Gaddafi habe "keine andere Wahl als das Land zu verlassen", sagte Erdogan. Die Türkei habe ihm die "Garantie" gegeben, ihm dabei behilflich zu sein, an den Aufenthaltsort seiner Wahl zu kommen. Je nachdem wie Gaddafis Antwort ausfalle, werde die Türkei das Thema mit ihren NATO-Verbündeten erörtern. Nähere Angaben zu der von ihm erwähnten "Garantie" machte Erdogan nicht.
Der Oberbefehlshaber der internationalen NATO-Truppe ISAF und künftige Chef des US-Geheimdiensts CIA, David Petraeus, sprach in Italien über eine "politische Lösung für ein demokratisches Libyen". Wie das italienische Außenministerium mitteilte, erörterte Petraeus mit Außenminister Franco Frattini vor allem eine "Intensivierung des politischen und militärischen Drucks auf das Gaddafi-Regime".
Die NATO fliegt seit Anfang der Woche die schwersten Luftangriffe gegen Libyen seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes am 19. März. Am Freitagnachmittag erschütterten zwei schwere Explosionen den Osten der Hauptstadt Tripolis. Anrainer sprachen von Luftangriffen auf das östliche Viertel Ain Sara, wo eine dicke schwarze Rauchwolke zu sehen war.
Bei einem Angriff Gaddafi-treuer Einheiten auf das östlich von Tripolis gelegene Gebiet Misrata (Misurata) wurden nach Angaben von Rebellen 20 Menschen getötet und mehr als 80 verletzt. Unter den Toten waren demnach Rebellen und Zivilisten. Das Gebiet um die Hafenstadt Misrata ist seit Monaten umkämpft. Die von Aufständischen gehaltene Stadt wird von Gaddafis Truppen belagert.
Gaddafi lobte Obama-Kritiker
Gaddafi lobte in einem Brief an den US-Kongress dessen Kritik an Präsident Barack Obama wegen der NATO-Angriffe in seinem Land. Das Repräsentantenhaus hatte vor einer Woche einer Resolution zugestimmt, in der von Obama eine Erklärung zum Libyen-Einsatz gefordert wird. Vor allem soll der Präsident erklären, warum er nicht die Abgeordneten befragt habe, bevor er der Beteiligung der US-Streitkräfte an den internationalen Luftangriffen zugestimmt hat.
Er habe die Debatte in den USA "mit großem Interesse" verfolgt, schrieb Gaddafi in dem Brief, der AFP vorlag. Er sei "zuversichtlich, dass die Geschichte die Weisheit Ihres Landes bei der Debatte über diese Themen erkennen" werde. Mitarbeiter des Kongresses bestätigten den Eingang des Schreibens, konnten jedoch nicht seine Authentizität bestätigen.