Wenige Stunden nach dem Bombenanschlag in Ankara hat das türkische Militär Luftangriffe im Nordirak geflogen. Dabei sei "eine große Zahl von Terroristen neutralisiert" worden, teilte das Verteidigungsministerium am Sonntagabend mit.
Die Angriffe hätten der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und anderen "terroristischen Elementen" gegolten. Das Ministerium berief sich auf das Recht zur Selbstverteidigung. Die PKK hat ihr Hauptquartier in den nordirakischen Kandil-Bergen.
Sonntagfrüh hatte sich ein Angreifer vor dem türkischen Innenministerium in die Luft gesprengt. Einen weiteren Angreifer hätten Polizisten mit einem Schuss in den Kopf getötet, so die türkische Regierung. Zwei Polizisten wurden in Zusammenhang mit dem Angriff leicht verletzt. Am Abend verbreitete die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF ein mutmaßliches Bekennerschreiben der PKK.
Suicide bomber blows himself up near Turkey parliament.
— BALA (@erbmjha) October 1, 2023
First, they kill Kafirs, and when none are left, they start killing among themselves. pic.twitter.com/8ZXL5dceFe
In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen PKK und dem türkischen Staat sind bisher Tausende Menschen getötet worden. Ankara geht in der Südosttürkei und im Nordirak regelmäßig mit Militäreinsätzen gegen die PKK vor. Diese wiederum verübt immer wieder Anschläge vor allem auf türkische Sicherheitskräfte. Es kommen aber auch Zivilisten dabei ums Leben.
Die Türkei wirft der PKK vor, mit Terror die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Die PKK argumentiert, sie kämpfe unter anderem für die "Rechte der Kurden" und gegen Unterdrückung. 2015 war ein Friedensprozess zwischen Türkei und PKK gescheitert.
Solidarität nach Terror-Anschlag
Zahlreiche Politiker verurteilten den Anschlag. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte auf Twitter (X), die NATO stehe im Kampf gegen den Terrorismus in Solidarität an der Seite der Türkei. Den verletzten Polizeibeamten wünsche er eine schnelle und vollständige Genesung.
I strongly condemn today’s terrorist attack on the Ministry of Interior in #Ankara, and wish a fast and full recovery for the police officers injured in the line of duty. #NATO stands in solidarity with #Türkiye in the fight against terrorism.
— Jens Stoltenberg (@jensstoltenberg) October 1, 2023
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) verurteilte den Angriff am Sonntag "auf das Schärfste": "Wir stehen der Türkei in diesen schweren Stunden bei. Den Verletzten wünsche ich eine rasche Genesung", schrieb der Kanzler auf Twitter (X).
Ich verurteile den Terroranschlag mitten in #Ankara auf das Schärfste. Wir stehen der Türkei in diesen schweren Stunden bei. Den Verletzten wünsche ich eine rasche Genesung.
— Karl Nehammer (@karlnehammer) October 1, 2023
Auch das österreichische Außenministerium verurteilte den "abscheulichen Angriff" und wünschte den Verletzten eine rasche Genesung. "Wir lehnen alle Formen des Terrorismus ab und sind solidarisch mit der Türkei", erklärte das Ministerium in einer via Twitter (X) verbreiteten Stellungnahme.
We condemn the heinous attack committed in central #Ankara today and we wish those injured a speedy recovery.
— MFA Austria (@MFA_Austria) October 1, 2023
We reject all forms of terrorism and stand in solidarity with Türkiye.@MFATurkiye @TC_icisleri
Die Explosion ereignete sich fast ein Jahr nach einem Anschlag in einer belebten Fußgängerzone im Zentrum Istanbuls am 13. November 2022, bei der sechs Menschen getötet und 81 verletzt wurden. Die Türkei machte kurdische Aktivisten dafür verantwortlich. Ankara ist in den vergangenen Jahren von Anschlägen verschont geblieben. Den zuvor letzten Angriff gab es 2015, als bei Bombenexplosionen am Hauptbahnhof mehr als 100 Menschen ums Leben kamen. Dafür soll die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich gewesen sein.