Zahlreiche Verletzte bei Zusammenstößen in mehreren Städten.
Bei den pro-kurdischen Protesten in der Türkei gegen die Tatenlosigkeit Ankaras angesichts der drohenden Eroberung der syrischen Stadt Kobane durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Viele weitere Personen wurden laut Medienberichten bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, aber auch mit Islamisten, verletzt.
Ausschreitungen in Hamburg
In Hamburg kam es zu Ausschreitungen zwischen pro-kurdischen Demonstranten und radikalen Muslimen. Dabei wurden ebenfalls mehrere Menschen verletzt, als sich nach einer Demonstration gegen IS etwa 400 Kurden in der Nähe einer Moschee versammelten. Dort stellten sich ihnen etwa 400 "radikale Muslime" entgegen. Dabei habe es sich mutmaßlich um Salafisten gehandelt. Zwischen einigen Mitgliedern der beiden Gruppen gab es "gewalttätige körperliche Auseinandersetzungen". Die Polizei habe Wasserwerfer eingesetzt.
ORF in Dornbirn besetzt
In Dornbirn haben sich am Dienstagabend rund 20 Kurden zu einer Sitz-Demo in der Eingangshalle des ORF Vorarlberg versammelt. Dort hätten sie rund 45 Minuten ausgeharrt, bevor sie das Gebäude wieder verließen. Die Demonstration sei ruhig verlaufen.
Der UN-Syrienvermittler Staffan de Mistura forderte die Weltgemeinschaft eindringlich zur Hilfe bei der Verteidigung der seit Tagen umkämpften syrisch-kurdischen Grenzstadt Kobane (arabisch: Ayn al-Arab) auf und die Türkei appellierte an die USA verstärkte Luftangriffe auf die IS-Miliz in Syrien zu fliegen.
Die Demonstranten in zahlreichen mehrheitlich von Kurden bewohnten Städten im Südosten der Türkei werfen Ankara vor, dem drohenden Fall der Grenzstadt Kobane an IS tatenlos zuzusehen. Das Parlament hat zwar den Einsatz der Armee in Syrien und dem Irak autorisiert, doch hat die Regierung von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bisher keine militärische Intervention gestartet. Die Kurdenpartei HDP hatte deshalb zu den landesweiten Protesten am Dienstag aufgerufen, tausende Menschen folgten dem Appell.
Schusswechsel zwischen Kurden und Islamisten
In der südöstlichen Großstadt Diyarbakir wurden nach Berichten vom Abend fünf Menschen getötet, als es zu Schusswechseln zwischen prokurdischen Aktivisten und Islamisten kam. Mindestens zehn weitere wurden verletzt. Ein Polizeifahrzeug, weitere Autos, Geschäfte und Regierungsgebäude wurden in Brand gesteckt oder anderweitig beschädigt. Mindestens drei Tote wurden aus Mardin gemeldet, zwei in Siirt sowie jeweils einer aus den Städten Batman und Mus.
In den kurdischen Provinzen Diyarbakir, Mardin, Siirt und Van wurde eine Ausgangssperre verhängt. Die Polizei setzte in Istanbul und Ankara Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein. Proteste gab es auch in der Küstenstadt Antalya sowie in Mersin und Adana im Süden.