Die Erdogan-Regierung greift nach dem Putschversuch hart gegen ihre Widersacher durch.
In der Türkei sind weitere 900 Polizeibeamte in der Hauptstadt Ankara suspendiert worden. Das teilte ein Regierungsbeamter am Mittwoch mit. Bereits am Montag wurden nach dem gescheiterten Putschversuch im gesamten Land rund 8.000 Polizisten vorübergehend ihres Amtes enthoben. Sie werden verdächtigt, in den gescheiterten Putschversuch von Freitagnacht involviert gewesen zu sein.
Gleichzeitig wurden nach einer entsprechenden Rücktrittsaufforderung des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan vom Dienstag tatsächlich vier Universitätsrektoren suspendiert, teilte der Hochschulrat mit.
Seit dem Putschversuch durch das Militär, hinter dem Erdogan seinen Erzrivalen, den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen, sieht, hat die Regierung in einer "Säuberungsaktion" etwa 50.000 Soldaten, Polizisten, Richter und Lehrer suspendiert und rund 8.500 Menschen festgenommen. Am Mittwoch wurde sämtlichen Mitarbeitern von Universitäten verboten auszureisen. Damit solle verhindert werden, dass mutmaßliche Mitverschwörer an Universitäten ins Ausland fliehen könnten.
Mitterlehner: "Das ist der absolut falsche Weg"
Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) kritisiert sowohl das Verbot von Auslandsreisen als auch Erdogans Rücktrittsaufforderung an rund 1.600 Hochschuldekane. "Das ist der absolut falsche Weg. Gerade Universitäten sind ein Ort für geistige Auseinandersetzung, Toleranz und Freiheit. Wissenschaft und Forschung leben vom internationalen und interdisziplinären Austausch", so Mitterlehner zu den "äußerst beunruhigenden Nachrichten".
Die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Tanja Windbüchler, forderte eine Stärkung der demokratischen Kräfte in der Türkei. "Jetzt ist es wichtiger denn je, den demokratischen Kräften in der Türkei den Rücken zu stärken. Andernfalls haben wir es bald mit einer Türkei zu tun, die die Opposition völlig ausgeschaltet hat", meinte sie in einer Aussendung.