Plünderungen und Chaos

Tunesien brennt: Touristen flüchten

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Kämpfe erreichten die Ferienregionen des Landes.

Nach der Flucht des tunesischen Diktators Ben Ali ins saudi-arabische Exil geht eine Welle von Plünderungen durch das nordafrikanische Land. Trotz einer Ausgangssperre war es in der Nacht erneut zu schweren Unruhen in der Hauptstadt Tunis gekommen. Vor dem Innenministerium fanden Feuergefechte statt. Bewaffnete Angreifer schossen Samstagabend wahllos auf Passanten, Banden setzten Gebäude in Brand. Ein Einkaufszentrum stand in Flammen.

Chaos in den Straßen von Tunis

Unruhen erreichen Urlaubsegionen
Die Unruhen erreichen nun auch die Urlaubsregionen: Bei einem Gefängnisbrand im Touristenzentrum Monastir wurden mindestens 50 Menschen getötet. Die Gefangenen hatten Matratzen angezündet, um gegen Haftbedingungen zu demonstrieren. Als die Insassen fliehen wollten, eröffneten Gefängniswärter das Feuer. Auch im Ferienort Hammamet gab es Feuer.

Grafik Tunesien
© OE24

Machtkampf um Nachfolge Ben Alis
Kaum war Diktator Ben Ali weg, entbrannte auch schon der Machtkampf um die Nachfolge des „Ceausescu der Sanddünen“ in voller Härte.

Am Samstag ernannte der Verfassungsrat Parlamentspräsidenten Fouad Mebazaa zum neuen Interims-Präsidenten. Aber auch Mebazaa ist als übler Korruptionist bekannt. Mebazza beauftragte Premierminister Mohammed Ghannouchi mit der Bildung einer „Regierung der nationalen Einheit“ mit der Opposition. Die Neuwahlen sollen in sechs bis sieben Monaten stattfinden. Auch der Chef der verbotenen islamistischen Partei Ennahda kündigte am Samstagabend seine Rückkehr aus dem Londoner Exil an. Beobachter warnen bereits davor, dass das Land in Anarchie versinken könnte.

Ben Ali ist erstes prominentes WikiLeaks-Opfer
Ben Ali ist das erste prominente Opfer von Wiki­Leaks geworden. Die Veröffentlichung von US-Botschaftsdepeschen, in denen von nackter Korruption der Präsidenten-Mafia die Rede war, ermunterte die Tunesier, das Regime endgültig zu verjagen.

Ägypten, Jordanien und Algerien fürchten Unruhen
Auch andere arabische Führer fürchten nun ein ähnliches Schicksal: Ägyptens Hosni Mubarak und Jordaniens König Hussein gelten als extrem gefährdet. Algeriens Regime wankt ebenfalls.

NÄCHSTE SEITE: Sonderflüge bringen Österreicher nach Hause

 

 

Sonderflüge bringen Österreicher nach Hause
Rund 500 Österreicher waren vor dem Wochenende noch im Krisenland. Die meisten davon auf Urlaub. Gestern erreichten die Gefechte auch die Urlaubsregionen, noch am Abend wurden mehr als 100 Touristen heimgeflogen. „Aus Sicherheitsgründen“, so TUI-Sprecher Josef Peterleithner.

Wegen der Eskalation der Lage vor Ort machte sich schon gestern um 13 Uhr eine Sondermaschine der Austrian auf den Weg nach Monastir. Die Maschine trat mit zwei Stunden Verspätung kurz nach 19 Uhr den Rückflug nach Salzburg und weiter nach Wien an.

Touristen aus Tunesien sind zu Hause

Mit großer Verspätung ist die Boeing 737 mit österreichischen und deutschen Touristen aus Tunesien an Bord am Samstagabend um 21.43 Uhr am Salzburger Flughafen gelandet.

Aus der Maschine der Lauda Air sind 40 bis 50 Personen ausgestiegen. Die meisten zeigten sich hocherfreut, wieder in Österreich zu sein.

„Samstag früh haben wir erfahren, dass wir sofort abreisen müssen, es war zu gefährlich. Auf der Busfahrt zum Flughafen haben wir brennende Tankstellen, Fabriken und am Boden liegende Männer gesehen. Da bekommt man schon Angst“, so die beiden Salzburgerinnen.

„Ich habe Schüsse vor dem Hotel gehört. Es herrschte Krieg“, erzählt die Münchnerin.

Chaos auf den Flughäfen
Erst um kurz vor 22 Uhr landete die Maschine in Salzburg. 43 Touristen stiegen dort aus. Die beiden Salzburgerinnen Elfriede Dums und Renate Hastik (beide 64) waren zum Golfspielen in der Nähe der Urlauber-Hochburg Sousse. „Samstag früh haben wir erfahren, dass wir sofort abreisen müssen, es war zu gefährlich. Auf der Busfahrt zum Flughafen haben wir brennende Tankstellen, Fabriken und am Boden liegende Männer gesehen. Da bekommt man schon Angst“, berichten die zwei Damen gegenüber ÖSTERREICH.

Am Flughafen hätten sich chaotische Szenen abgespielt: „Tausende Touristen versuchten gleichzeitig auszureisen“, berichten die Salzburgerinnen.

Auch die Münchnerin Brigitte Reibenspieß (60) landete gestern Abend in Salzburg: „Ich habe Schüsse vor dem Hotel gehört. Es herrschte Krieg.“

Zusätzlich kamen 100 Österreicher über den Umweg Deutschland nach Österreich.

Wie beliebt Tunesien ist, zeigen aktuelle Zahlen: 65.000 Österreicher machen pro Jahr Urlaub in Nordafrika.

(jem, grc)

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Zeugin: "Es wird brutal geplündert"

Seit 15 Jahren lebt Gudrun Sageder aus Linz als Unternehmerin in Tunesien. Sie berichtet aus Tunis.

ÖSTERREICH: Gab es in der Nacht Plünderungen?
Gudrun Sageder
: Ja, die Villen der Präsidentenfamilie wurden brutal zerstört und geplündert. Dann wieder gibt es Bewaffnete aus der Ben-Ali-Clique, die mit Plünderungen Chaos stiften wollen. Viele Geschäfte wurden zerstört, man sieht kaputte Schaufenster.

ÖSTERREICH: Ist es auf den Straßen ruhig?
Sageder
: Man sieht bewaff­nete Militärs in Panzern, die strategische Punkte und Geschäfte schützen. Die Leute bringen ihnen Essen und Trinken, manche sogar Blumen. Viele helfen beim Aufräumen der Straßen mit.

ÖSTERREICH: Hat sich die Stimmung nach der Flucht des Präsidenten geändert?
Sageder
: Wir haben weniger Angst, ein Aufatmen ist spürbar. Die ersten Cafés und kleinen Läden sind wieder offen. Jeder versucht, seinen Teil dazu beizutragen, dass wieder Normalität einkehrt, ganz nach dem Motto „Wir schaffen das!“. Trotzdem gibt es ab 17 Uhr Ausgangssperre.

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Chaos in den Straßen von Tunis

Touristen aus Tunesien sind zu Hause

Mit großer Verspätung ist die Boeing 737 mit österreichischen und deutschen Touristen aus Tunesien an Bord am Samstagabend um 21.43 Uhr am Salzburger Flughafen gelandet.

Aus der Maschine der Lauda Air sind 40 bis 50 Personen ausgestiegen. Die meisten zeigten sich hocherfreut, wieder in Österreich zu sein.

„Samstag früh haben wir erfahren, dass wir sofort abreisen müssen, es war zu gefährlich. Auf der Busfahrt zum Flughafen haben wir brennende Tankstellen, Fabriken und am Boden liegende Männer gesehen. Da bekommt man schon Angst“, so die beiden Salzburgerinnen.

„Ich habe Schüsse vor dem Hotel gehört. Es herrschte Krieg“, erzählt die Münchnerin.

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