Wrackteile entdeckt

Tupolew: Fieberhafte Suche im Schwarzen Meer

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Regierung vermutet keinen Terrorakt, mehrere Leichen und Flugzeugteile geborgen.

Nach dem Absturz eines russischen Flugzeugs über dem Schwarzen Meer haben tausende Helfer fieberhaft nach den mehr als 90 Todesopfern sowie nach den Überresten der Maschine gesucht. Mehr als 3500 Helfer waren am Montag an der Bergungsaktion beteiligt, die die Nacht hindurch und in den folgenden Tagen fortgesetzt werden sollte.

Laut russischem Militär fanden die Einsatzkräfte bereits Teile des Flugzeugsrumpfs und des Kontrollsystems. Bei dem Absturz starben vermutlich alle 92 Insassen. Die Tupolew Tu-154 war am frühen Sonntagmorgen nach einem Tank-Zwischenstopp aus Sotschi aufgebrochen. Auf dem Weg nach Syrien verschwand sie kurz nach dem Start über dem Schwarzen Meer vom Radar. Das Verteidigungsministerium erklärte, es gebe keine Hoffnung auf Überlebende. Als Unglücksursache vermuteten die Behörde einen Pilotenfehler oder ein technisches Problem.

Chor der Roten Armee an Bord

Das Alexandrow-Ensemble verlor durch das Unglück seinen Dirigenten Waleri Chalilow und rund ein Drittel seiner Mitglieder. Das Ensemble ist als Chor der Roten Armee bekannt und gilt als wichtiges russisches Nationalsymbol. Es sollte bei den Neujahrsfeiern auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt in Hmeimim im Westen Syriens auftreten. Russland hatte im September 2015 in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen und unterstützt die syrische Führung.

Vor der Zentrale des Chors in Moskau sowie am Flughafen und im Hafen von Sotschi legten hunderte Menschen Blumen nieder. Auch das Kabinett gedachte in einem Moment des Schweigens der Toten. Präsident Wladimir Putin hatte eine eintägige Staatstrauer angeordnet.

Mega-Bergungsaktion

Am Montag waren weiterhin mehr als 3500 Soldaten, Rettungskräfte und Taucher im Einsatz, um Leichen und Trümmerteile der Maschine zu bergen. Dutzende Schiffe, Hubschrauber und Drohnen beteiligten sich.

Wie das Katastrophenschutzministerium mitteilte, wurden in 27 Metern Tiefe und rund eine Seemeile von der Küste entfernt weitere Wrackteile der Unglücksmaschine gefunden, darunter zwei Teile des Kontrollmechanismus der Maschine. Später erklärte das Verteidigungsministerium, ein 4,50 mal 3,50 Meter großes Teil des Flugzeugrumpfes sei geborgen worden. Die Sucharbeiten würden die Nacht hindurch und in den folgenden Tagen fortgesetzt, teilten die Behörden mit.

Elf Todesopfer entdeckt

Elf Todesopfer wurden bisher entdeckt, zehn davon sowie 86 Leichenteile wurden laut Verteidigungsministerium bereits zur Identifizierung nach Moskau gebracht. Verkehrsminister Maxim Sokolow erklärte, einige Todesopfer seien womöglich durch die "starke Strömung" bereits bis zur abtrünnigen georgischen Region Abchasien gespült worden. Die Flugschreiber, die Aufschluss über die Absturzursache und die letzten Gespräche im Cockpit geben könnten, wurden noch nicht gefunden.

Die Unglücksmaschine war laut Verteidigungsministerium 33 Jahre im Dienst. Sie sei im Dezember 2014 repariert und im September 2016 überholt worden. Maschinen vom Typ Tu-145 sind bereits wiederholt verunglückt, kommerzielle russische Fluggesellschaften setzen sie nicht mehr ein.

Wohl "kein Terrorakt"

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte zu den Ermittlungen, ein "Terrorakt" stehe als mögliche Spur nicht im Vordergrund. Verkehrsminister Sokolow sagte nach der Sitzung einer Untersuchungskommission, vermutlich sei ein "technisches Problem" oder ein Pilotenfehler verantwortlich.

Der Inlandsgeheimdienst FSB erklärte, für die These eines Anschlags spreche derzeit nichts. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf vier Möglichkeiten: ein Pilotenfehler, ein technischer Defekt, schlechter Treibstoff oder ein Fremdobjekt im Triebwerk.

Das russische Staatsfernsehen strich sämtliche Unterhaltungsprogramme und zeigte Schwarz-Weiß-Bilder von den Opfern. Unter den Insassen der Unglücksmaschine waren auch neun Journalisten, zwei ranghohe Beamte sowie Elisaweta Glinka, bekannt als Doktor Lisa, die eine bekannte russische Hilfsorganisation leitete und Hilfsgüter zu einem Krankenhaus im syrischen Latakia bringen wollte.

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